Schneller und materialsparender Brückenbau mit
dünnwandigen konstruktiven Fertigteilen

An der TU Wien wurde ein neues Bauverfahren für den schnellen und materialsparenden Bau von Spannbetonbrücken entwickelt. Aufbauend auf den Erfahrungen,
die beim Bau der Brücken über den Lahnbach und die Lafnitz mit dünnwandigen Fertigteilträgern
und der Erstanwendung des Brückenklappverfahrens gewonnen wurden, wurde das LT-Brückenbauverfahren erfunden. Eine LT-Brücke besteht aus dünnwandigen Längsträgern mit einem hohlkastenförmigen Querschnitt, Fahrbahnplattenelementen, die auf den Längsträgern angeordnet werden, und einer Schicht aus Aufbeton, die auf den Fahrbahnplattenelementen
und den Längsträgern aufgebracht wird. Mit der Aufbetonschicht und Anschlussbewehrung werden die Längsträger und die Fahrbahnplattenelemente verbunden.

Eine vereinfachte Darstellung des LT-Brückenbauverfahrens wird in Abb. 1 gezeigt. Das Bauverfahren ist besonders für die Herstellung von
mehrfeldrigen Spannbetonbrücken geeignet. Die Abb. 1 zeigt einen
Zustand während der Herstellung eines Bauabschnitts. Die vorgespannten
Fertigteilträger werden in longitudinaler (L) Richtung angeordnet.
Die Fahrbahnplattenelemente werden auf den Längsträgern in transversaler (T) Richtung verlegt. Die Abb. 1 zeigt einen Zustand, bei dem vier von sechs Fahrbahnplattenelementen des Bauabschnitts verlegt sind. In den Fahrbahnplattenelementen wird die gesamte Querbewehrung, die Bügelbewehrung und die untere Längsbewehrung bereits
im Fertigteilwerk eingebaut. Durch die Verwendung vorgefertigter
Teile und die Minimierung des auf der Baustelle zu verlegenden Betonstahls ist die Herstellung eines Bauabschnitts mit einer Spannweite von 25 m bis 60 m im Wochentakt möglich.

Die Herstellung der ersten LT-Brücke erfolgte im September 2022 im Auftrag der ÖBB Infrastruktur AG. Der Überbau einer einfeldrigen Rahmenbrücke konnte in dreieinhalb Tagen hergestellt werden. Gegen-über der ursprünglichen Planung konnten 40 % der Betonmassen eingespart werden. Auf Grund der erfolgreichen Erstanwendung wurde von der ÖBB Infrastruktur AG im Januar 2023 die Planung einer weiteren Brücke mit dem LT-Brückenbauverfahren beauftragt.

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