“Fassade des Jahres” aus Architekturbeton für das V&A
Museum in Dundee
Das am Ufer des Flusses Tay gelegene Victoria & Albert Museum of Design Dundee (V&A Dundee) ist das erste außerhalb Londons errichtete V&A. Das markante Gebäude wurde von dem japanischen Architekten Kengo Kuma entworfen, BAM fungierte als Generalunternehmer. Erwähnenswert ist auch seine herausgehobene Lage neben der RSS Discovery, mit der sich im Jahr 1901 Shackleton und Scott auf ihre Antarktis-Expedition begaben.
Die Fassadengestaltung nimmt das Thema der schottischen Klippen auf, die Silhouette der beeindruckenden Fassade ähnelt einem Schiff auf Dock. Aufgrund des komplexen, teils gekrümmten Verlaufs, der in Schottland herrschenden Witterungsbedingungen und der Lage an der Nordsee entschied man sich bei diesem Bauvorhaben für Architekturbeton.
Präzise Montage mit GPS
Im Juni 2015 begann Techrete mit der Planung der Vorfertigung der Fassadenelemente aus Beton in einem Auftragsvolumen von GBP 5,6 Mio. BIM kam sowohl für die Planung der Fertigteile, aber auch – auf innovative Weise – für die Festlegung der genauen Anordnung der in die Wände integrierten Kanäle zur Aufnahme der Befestigungsmittel für die Fassadenelemente zum Einsatz. Es wurde ein GPS-System mit präzisen Koordinaten entwickelt, das während des Montageprozesses die absolut passgenaue Herstellung der Übergänge zwischen den eingearbeiteten Kanälen und den auf den tragenden Bauteilen angeordneten Befestigungen ermöglichte. Insgesamt wurden etwa 18.000 dieser Kanäle hergestellt. Die genau auf das Projekt zugeschnittenen Befestigungsmittel bestanden aus speziellen, für das Seeklima geeignete, korrosionsbeständige Materialien.
Aus der Entfernung wirken die Fassadenbauteile nahezu identisch – allenfalls mit einer leicht angedeuteten Nichtlinearität. Der herkömmliche Prozess des Formenbaus hätte angesichts der zu gewährleistenden Bauteilvielfalt hohe Kosten verursacht und zu erheblicher Materialverschwendung geführt. Während der Bemusterung führte Techrete daher Versuche durch und erwog anfangs die Realisierung einer hydraulisch betriebenen, verstellbaren Form. Dieses Verfahren wurde gründlich geprüft und als wirtschaftlich nicht darstellbar verworfen. In einem weiteren umfassenden Planungsprozess in Kooperation mit einem Stahlformenhersteller wurde eine drehbare Stahlform entwickelt, die eine Rotation der Form auf großen Rollen ermöglichte und die Option der Fixierung der Form in bestimmten Winkeln bot. Diese waren für die unterschiedlichen Ausrichtungen der Bauteile im hinteren Bereich erforderlich. Die voll verstellbaren Stahlformen überzeugten mit schnellem und einfachem Formenwechsel sowie einfacher Bedienung. So waren nur wenige Formen erforderlich, was zur Abfallvermeidung und Qualitätssteigerung beitrug.
C155 in Sichtbetonqualität
Große Sorgfalt erforderte die Auswahl der Betonrezeptur. Aufgrund der umfangreichen Entwurfsvorgaben für das Gebäude arbeitete Techrete in der Planungsphase intensiv an der Abstimmung einer Rezeptur, die sich für alle geplanten Elemente eignete. Die Wahl fiel letztlich auf einen Sichtbeton der Klasse C155. Seine Zusammensetzung berücksichtigt alle vorgegebenen Entwurfskomponenten und die Aufnahme des im Entwurf angelegten Themas der schottischen Klippen. Darin enthalten ist beispielsweise Kunststein mit der Anmutung von Granit, der direkt auf die raue schottische Landschaft Bezug nimmt. Zudem entschied man sich bei der Betonherstellung für die Zugabe eines Verzögerers, um die Betonzuschläge sichtbar hervortreten zu lassen. Zur weiteren Freilegung der Gesteinskörnung wurde der Beton gewaschen. Die genannten Arbeitsschritte führten letztlich zu einem beeindruckenden Erscheinungsbild – einem modernen Gebäude, das gleichzeitig die traditionell mit den schottischen Highlands assoziierte Rauheit verkörpert.
Die Vorfertigung der Fassadenelemente begann im August 2016 und erstreckte sich über ein Jahr. Dabei wurden etwa 15 % der Produktionskapazität des Werkes beansprucht. In einem Zeitraum von zwei Monaten wurde die Baustelle entsprechend eingerichtet, um eine reibungslose Montage der 8.787 laufenden Meter an Elementen zu gewährleisten. Das Gewicht der Fassadenbauteile lag in einer Spanne von 0,9 bis 2,8 t. Ursprünglich sollten alle Fertigteile innerhalb von 36 Wochen montiert werden. Durch das für die Anordnung der Befestigungen eingesetzte innovative GPS, die Vorbereitungsarbeiten und die neuartigen Befestigungsmittel konnte dieser Zeitraum allerdings auf 28 Wochen verkürzt werden. Dabei wurden mehrfach bis zu 22 Balken pro Tag montiert, was zu einer zeitlichen Verkürzung des gesamten Bauablaufs führte. Für die im unteren Bereich untergehängten Balken waren eigens von Techrete in Zusammenarbeit mit einem darauf spezialisierten Zulieferer entwickelte Hebevorrichtungen erforderlich. Die Montage der Fertigteile auf der Baustelle dauerte von März bis Ende Oktober 2017.
Das Gebäude wurde bereits mit mehreren Preisen geehrt. So wurde das Projekt kürzlich vom internationalen Designmagazin Wallpaper als “Fassade des Jahres” ausgezeichnet. Auch die während der Planung, Fertigung und Montage umgesetzten technischen Innovationen belegen die Vielseitigkeit von Beton.
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