Zwischen Tradition und Moderne – Eleven Decks in der HafenCity Hamburg
Wie ein Terrassenhaus treppt sich der Wohnkomplex „Eleven Decks“ in der Hamburger HafenCity nach Süden ab; vorgesetzte Balkone und Loggien aus rotem Architekturbeton beleben die Fassaden. Die Fertigteile lieferte Hemmerlein Ingenieurbau, hergestellt mit Zement aus dem Heidelberg Materials Werk Burglengenfeld. Dieser Beitrag erschien bereits im HM-Kundenmagazin „context“ 4/2025.
Im Überseequartier in der HafenCity in Hamburg ist das neue „Eleven Decks“ ein markantes Landmark. Wie ein Terrassenhaus treppt sich der Wohnkomplex nach Süden ab, vorgesetzte Balkone und Loggien aus rotem Architekturbeton beleben die Fassaden. Carsten Roth Architekt aus Hamburg hat den neuen Stadtbaustein mit 306 Wohnungen als u-förmigen Baukörper entworfen. Das entlang der Straßenseiten bis elf Geschosse hohe Gebäude stuft sich nach Süden mit großen Dachterrassen ab. Diese Plastizität wird durch die Fassadengestaltung unterstrichen: Balkone und Loggien aus durchgefärbtem Sichtbeton verleihen den Ansichten Tiefe und beleben sie durch Licht- und Schattenspiele. Sie gliedern das große Bauvolumen und verringern optisch dessen Massivität.
Das neue Wohngebäude „Eleven Decks“ in der HafenCity aus rotem Sichtbeton erreicht eine visuelle Verbindung zu den markanten roten Backsteinfassaden der Speicherstadt. Balkone und Loggien aus durchgefärbten Betonfertigteilen überziehen die Fassaden und setzen den architektonischen Akzent. Bei der Herstellung der Bauteile aus selbstverdichtendem Beton waren insbesondere die gleichbleibende Qualität, der Farbton und die Präzision eine Herausforderung.
Das prägnante Rot ist eine Referenz an den Kontext: Mit dem hellen leuchtkräftigen Farbton knüpfen die Architekten an die historischen Backsteinbauten der Speicherstadt an – und interpretieren die Materialität neu.
Architekturbeton mit hohen Anforderungen
Entsprechend hoch waren die Anforderungen der Architekten an dieses prägende Gestaltungselement im Hinblick auf Oberfläche, Farbe und Form: der Rotton sollte homogen, die Kanten sehr präzise sein und die glatte, einheitliche Oberfläche gleichzeitig die natürliche, lebendige Optik des Baustoffes Beton erhalten. So individuell wie der Gebäudeentwurf ist auch die Art des Sichtbetons und dessen Rezeptur, was eine große Expertise bei der Herstellung von Architekturbeton erfordert. So arbeiteten die Architekten bereits zu einem frühen Zeitpunkt mit der Firma Hemmerlein Ingenieurbau GmbH aus Bodenwöhr zusammen, die in diesem Bereich über langjährige Erfahrung verfügt.
Die Aufgabe war anspruchsvoll: Die Balkone sollten sowohl zur Straße als auch auf der Innenseite die gleiche Sichtbetonqualität aufweisen – dies war nur mit monolithischen, durchgefärbten Bauteilen möglich.
Zudem mussten sie aufgrund der vorgenannten Geometrien in selbstverdichtendem Beton realisiert werden. Um eine gleichmäßige Oberfläche und die Scharfkantigkeit zu ermöglichen, wurden ausschließlich Holzschalungen verwendet, die zuvor von der 3D-Planung direkt an eine CNC-Anlage übergeben wurden. Diese ermöglicht die komplexe Geometrie der Elemente. Die Schalung ist zudem sehr stabil und dicht, da selbstverdichtender Beton stark fließt.
Rezeptur und Farbton
Die geeignete Rezeptur des Betons für das gewünschte Ergebnis zu entwickeln, war ein komplexer Prozess. Denn die insgesamt 540 Fertigteile wurden in einem Zeitraum von zwölf Monaten in der Produktionsstätte von Hemmerlein in Bodenwöhr hergestellt, wobei das erste und das letzte sich in Qualität und Farbton nicht unterscheiden sollten. Da sich jedoch je nach Jahreszeit die Temperatur der Zuschlagsstoffe ändern kann, musste die Betonmischung sehr stabil sein. Unterstützt durch die OTH (Ostbayerische Technische Hochschule) Regensburg entwickelte das Unternehmen die geeignete Rezeptur.
Der Zement spielte hierbei für die Farbtongleichmäßigkeit sowie in Verbindung mit der Verarbeitbarkeit eine wesentliche Rolle: Die Besonderheit des Zements von Heidelberg Materials aus dem nahegelegenen Werk Burglengenfeld ist seine Kalkhaltigkeit, sodass er als einziger Zement die Anforderungen erfüllte.
Auch für den Farbton wurden verschiedene Mischungen entwickelt. Das von den Architekten gewünschte Rot sollte der Ziegelfarbe der Speicherstadt ähneln und sich ebenso in den historischen Kontext wie auch in die neue Nachbarschaft integrieren. Mithilfe der von Hemmerlein gefertigten Mustertafeln wählten die Architekten vor Ort in der HafenCity den passenden Farbton aus. Dieser besteht aus gelben, braunen und roten Eisenoxidpigmenten und wurde durch den Einsatz farbiger Sande unterstützt.
Fertigung und Montage
Im Werk Bodenwöhr wurden Probemuster verschiedener Größen hergestellt und im weiteren Verlauf eine ganze Einheit als Fassadenmuster im Maßstab 1:1 in der HafenCity in der Nähe der Baustelle auf einem noch unbebauten Areal aufgestellt. Die Fertigung der insgesamt 540 Elemente begann dann im Mai 2023.
Zu den drei Grundtypen – der Balkon als L-förmiges Element, die Deckenplatte sowie die Deckenplatte mit Brüstung – kamen zahlreiche Sonderteile beispielsweise an den Gebäudeecken. Die Grundelemente sind zudem auch in gespiegelten Varianten sowie in unterschiedlichen Breiten realisiert.
Um den Fertigungs- und Montageprozess zu optimieren, entwickelten die Architekten gemeinsam mit Hemmerlein die konstruktiven Details bereits zu einem frühen Zeitpunkt.
Im Werk wurden die 6,0 x 3,5 x 1,5 m großen und bis
8,5 t schweren Elemente für einen besseren Witterungsschutz hydrophobiert, bis zu vier Elemente jeweils auf Tieflader verladen und nach Hamburg transportiert. Die Montage in Hamburg erfolgte mittels Mobilkran, Turmdrehkran und Hebebühnen. Befestigt wurden die Elemente an den bereits im Rohbau integrierten Konsolen, ähnlich einer vorgehängten Fassade. Die Montage der Fertigteile wurde 2024 abgeschlossen. Die ersten Mieter werden voraussichtlich im Laufe des Jahres 2025 einziehen und mit den Balkonen und Loggien über großzügige geschützte Freibereiche mit Blick auf das Quartier und die Elbe verfügen.
CONTACT
Heidelberg Materials AG
Berliner Straße 6
69120 Heidelberg/Germany
+49 6221 481-0
Objektsteckbrief
Projekt: Eleven Decks, Hamburg
Bauherr: DC Developments GmbH & Co.KG, Hamburg
Architekt: Carsten Roth Architekt, Hamburg
Beton- C40/50, Sichtbetonklasse SB4, Hemmerlein fertigteile: Ingenieurbau GmbH, Bodenwöhr
Zement: CEM II/A-LL 42,5 R, Heidelberg Materials, Werk Burglengenfeld
Fertigstellung: Juli 2024