Breuer Stahlhandel

Automation im Biegebetrieb: Breuer Stahlhandel investiert in Polybend PBX mitRoboterunterstützung von EVG

Die stellvertretende Chefredakteurin der BFT International, Karla Knitter, besuchte den Breuer Stahlhandel in Goch, um die neu installierte Anlage von EVG im praktischen Einsatz zu erleben. Der Bügelautomat vom Typ PBX mit angebundenem Mehrachsroboter überzeugt mit hoher Wiederholungsgenauigkeit.

Unternehmen mit Tradition und Modernisierungsanspruch

Die Breuer Stahlhandel GmbH mit Hauptsitz in Goch und einem weiteren Standort in Korschenbroich verbindet klassische Stahlhandelsstrukturen mit modernen Fertigungsprozessen. Das Unternehmen wurde 1947 als Betonwerk von Ewald Breuer gegründet und entwickelte sich über Jahrzehnte zu einem spezialisierten Anbieter für Bewehrungsstahl, Zubehörprodukte sowie individuelle Metall- und Schlosserarbeiten.

Nach der Eingliederung in die Possehl-Gruppe entwickelte sich das Unternehmen weiter, bis es 2004 im Rahmen eines Management-Buyouts von Manfred Schenke übernommen wurde. Er führte den Betrieb viele Jahre als familiengeprägtes Unternehmen. 2015 verlegte Breuer eine Service-Stelle in Willich in den heutigen voll ausgestatteten Biegebetrieb nach Korschenbroich. 2019 folgte der Generationenwechsel zu seinem Sohn Marcel Schenke, der die laufende Entwicklung des Unternehmens insbesondere im digitalen Bereich weiter vertieft.

Heute beschäftigt Breuer rund 50 Mitarbeitende. Das Unternehmen verarbeitet jährlich etwa 30.000 Tonnen Bewehrungsstahl und bedient ein breites Kundenspektrum am Niederrhein bis hin nach Bonn. Die Kombination aus klassischem Stahlhandel, moderner Fertigung, der eigenen Schlosserei und kurzen Entscheidungswegen gilt als wesentlicher Erfolgsfaktor.

 

Marktsituation und Investitionsstrategie

Trotz der aktuell schwachen Nachfrage nach Bewehrungsstahl entschied sich Breuer bewusst für die frühzeitige Investition in Automatisierungstechnik. Die Erwartung, dass sich der Markt ab 2026 wieder beleben wird, spielte dabei eine maßgebliche Rolle. Geschäftsführer Marcel Schenke erklärt: „Wir hoffen, dass die Bauwirtschaft Mitte 2026 wieder durchstartet. Wir wollten jetzt die Weichen stellen – später könnten die Lieferzeiten schon wieder extrem lang sein.“

Das Ziel der Investition geht dabei über reine Kapazitätserhöhung hinaus: Breuer will die Produktion robuster, effizienter und unabhängiger von Schwankungen im Arbeitsaufkommen gestalten.

 

Von der Marktrecherche zur Lieferantenauswahl

Die Auswahl der neuen Anlage basierte auf einer mehrjährigen Vorplanung und Marktbeobachtung. Betriebsleiter Jörg Beermann beschreibt den Prozess: „Natürlich gucken wir uns auf Messen wie der Bauma oder der Wire auch die Konkurrenz von EVG an, aber bisher fanden wir keine Maschine so stimmig.“

Breuer arbeitet seit 1986 mit EVG-Technik. Die älteste EVG-Maschine im Unternehmen ist seit über 20 Jahren zuverlässig in Betrieb – ein Faktor, der die Entscheidung maßgeblich beeinflusste. Beermann fasst zusammen: „Die Maschinen sind hochpreisig, aber außerordentlich zuverlässig.“

Neben der technischen Reife der Maschinen spielte die Partnerschaft mit KMS Kahle eine zentrale Rolle. Das Unternehmen begleitet Breuer seit vielen Jahren in Service, Vertrieb und Inbetriebnahme.

Ende Juni 2025 wurde die neue PBX-Anlage bestellt, Ende Oktober 2025 nahm Breuer sie in Betrieb.

 

Umbauten und Installation

Für die Installation waren umfangreiche bauliche Maßnahmen notwendig. Die Biegerei wurde strukturell neu geordnet, Stromanschlüsse mussten verlegt und zusätzliche technische Anschlüsse geschaffen werden.

Da der PBX-Automat für die optimale Nutzung des Förderbands erhöht montiert werden musste, fertigte die interne Schlosserei eine passende Stahlkonstruktion. Der Industrieroboter, der die Bügel greift, etikettiert und ablegt, stammt von ABB und wurde im Zuge der Installation ebenfalls eingebunden. Die Integration in den Produktionsfluss erfolgte in Zusammenarbeit mit KMS Kahle.

 

Die neue Anlage: PBX-Bügelautomat mit Roboterabnahme

Die installierte Polybend PBX von EVG gehört zu einer Baureihe, die speziell für hohe Wiederholgenauigkeit und automatisierte Weiterverarbeitung entwickelt wurde. Sie arbeitet

im Doppeldrahtbetrieb bis 2 × 12 mm

im Einzeldrahtmodus bis 16 mm

mit Zykluszeiten ab 4 s (formenabhängig)

mit einer Nutzlast des Roboters von 15 kg.

Der sechsachsige Industrieroboter greift die Bügel unmittelbar vor dem Schnitt, versieht sie automatisch mit Etiketten und legt sie in geordneten Mustern auf das Förderband ab. Diese Ablageart eignet sich besonders für gut strukturierte Weiterverarbeitung und schafft Transparenz beim Materialfluss. Thomas Kügerl, der seitens EVG die Inbetriebnahme begleitete, betont den Nutzen: „Der Roboter bewährt sich besonders bei einer hohen Stückzahl – und er braucht keine Pause.“

 

Arbeitsvorbereitung mit Wire Flow

Zentrales Element des neuen Systems ist die Software Wire Flow, mit der Breuer die komplette Arbeitsvorbereitung digital abbildet. Diese

importiert Bewehrungsdaten automatisch

definiert Greif-, Etikettier- und Ablegepunkte

fasst Aufträge intelligent zusammen

ordnet Produktionslose eindeutig zu

visualisiert den gesamten Ablauf.

Durch die klare Strukturierung wird der Maschinenbediener entlastet, Fehler werden reduziert und der Materialfluss wird stabiler. Kügerl beschreibt Wire Flow als „leicht zu bedienen und eine gute Unterstützung im Prozess.“

 

Erste Praxiserfahrungen

„Schon nach einer Woche Betrieb zeigte sich, wie gut die neue Anlage von den Beschäftigten angenommen wird. Unsere Mitarbeiter zeigen eine große Akzeptanz gegenüber der neuen Maschine. Es gab keinerlei Widerstände“, sagt Beermann.

Für Marcel Schenke liegt der Vorteil klar auf der Hand: „Der Roboter nimmt ihnen nicht die Arbeit weg, sondern die monotone Arbeit ab.“ Hinzu kommt eine bessere Maschinenverfügbarkeit: „Der Roboter arbeitet länger als die normale Schicht.“

 

Weitere Digitalisierungsschritte und Zukunftsvisionen

Parallel zur Automatisierung in der Produktion arbeitet Breuer an weiteren Digitalisierungsprojekten. Ein zentrales Vorhaben ist ein Kundenportal, das künftig den Status von Bestellungen in Echtzeit anzeigen soll. Ziel ist es, Abläufe zu vereinfachen und die Kommunikation mit den Auftraggebern zu verbessern.

Ein weiteres Anliegen von Marcel Schenke ist der offene Austausch innerhalb der Branche. Er betont, dass Unternehmen voneinander profitieren können und Innovationen nicht zurückgehalten werden sollten. „Die ganze Branche sollte ehrlich miteinander umgehen. Jeder kann von guten Ideen profitieren“, sagt er.

Auch im Bereich Nachhaltigkeit setzt Breuer sichtbare Schwerpunkte. Dazu gehören eine Photovoltaikanlage, eine großflächige Wildblumenwiese auf dem Betriebsgelände sowie Überlegungen zur Elektrifizierung der LKW-Flotte.

 

Fazit

Mit der Anschaffung der neuen PBX-Anlage, dem Einsatz eines mehrachsigen Roboters und der Implementierung von Wire Flow hat Breuer Stahlhandel einen markanten Schritt in Richtung automatisierter und digital unterstützter Fertigung gemacht. Die Kombination aus Maschinen-, Software- und Prozesskompetenz erhöht die Effizienz, stärkt den Materialfluss und verbessert die Arbeitsbedingungen der Mitarbeitenden.

CONTACT

Breuer Stahlhandel

Reuterstraße 218

47574 Goch/Germany

+49 2823 107-0

www.breuer-stahlhandel.de

 

EVG Entwicklungs- und Verwertungs-Gesellschaft m.b.H.

Gustinus-Ambrosi-Straße 1-3

8074 Raaba-Grambach, Graz/Austria

+43 316 4005 0

www.evg.com

 

KMS Kahle Maschinen Service

Molkereistraße 56

30826 Garbsen/Germany

+49 5131 55077

www.kms-maschinentechnik.de

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