HEIDELBERG CEMENT

Erweiterung August Horch Museum in Zwickau mit Leichtbeton

Nicht nur gestalterisch, auch technisch erzählen Autos eine besondere Geschichte. Im August Horch Museum in Zwickau sind automobile Identität und Authentizität besonders spürbar. Als eines von nur zwei kraftfahrzeugtechnischen Museen in Deutschland hat dieser Ausstellungsort seinen Sitz an einer früheren Fertigungsstätte.

Seit September 2017 steht für alle mit Zwickau verbundenen Fahrzeugmarken mit 6.500 m2 über doppelt so viel Ausstellungsfläche zur Verfügung wie vor der Erweiterung. Neu dazu kommen etwa Trabants und Prototypen, die während der DDR- Zeit entwickelt und nie in Serie gebaut wurden. Die zusätzliche Fläche konnte durch den Umbau eines weiteren, unter Denkmalschutz stehenden Gebäudes, das sich perfekt für die Darstellung sächsischer Automobilgeschichte eignet, gewonnen werden. Der Bau wurde vor über 100 Jahren errichtet und diente bis in die jüngste Vergangenheit ebenfalls überwiegend dem Automobilbau. Verbunden werden das bestehende Museum und das Erweiterungsgebäude durch einen Zwischenbau, der neben dem Übergang das Museumsrestaurant, Küchen- und Sanitärräume enthält.

Leichtbeton für schwere Lasten

3.500 m2 Bodenfläche waren in dem denkmalgeschützten Bau für Ausstellungszwecke zu verstärken. Um die teils schweren Lasten der Fahrzeuge und Industrieanlagen zu tragen, mussten die alten Betondecken bei gleichbleibendem Höhenaufbau ertüchtigt werden. Statiker, Bauherr und Denkmalschutz entschieden sich für einen Leichtbeton LC30/33 mit einer Rohdichte von 1,8 kg/dm³. 1.800 kg wiegt 1 m3 dieses Betons und bleibt damit, bei ausreichender Festigkeit deutlich unter dem Gewicht eines normalen Betons. „Erreicht wird die Gewichtsreduktion durch eine Rezeptur mit Leichtzuschlägen, in diesem Fall Blähschiefer und poröses Vulkangestein“, sagt René Kruspe von Heidelberger Beton aus dem Spezialproduktewerk in Zwickau. „Eigentlich lässt sich so ein Leichtbeton nicht ohne Probleme mit einer Schlauchleitung pumpen“, fährt er fort, „daher haben wir im Werk verschiedene Versuche gefahren und einen LC entwickelt, der geschmeidig und damit pumpfähig ist.“ Beim Einbau bedurfte es Feingefühl: Der Leichtbeton musste durch einen Schlauch mit 65 mm Durchmesser – ohne diesen zu verstopfen – über ein Fenster in das erste Geschoss gefördert werden. Mitarbeiter von Elmas Fußbodentechnik GmbH, die auf den Einbau von Industrieböden spezialisiert sind, rüttelten den Leichtbeton mit Rüttelflaschen. Nach 2 bis 3 h wurde der Leichtbetonboden abgescheibt, um eine ebene Fläche zu erhalten. „Wann der richtige Zeitpunkt ist, haben die Männer im Gefühl“, so Kruspe, „das hängt von verschiedenen Faktoren ab, etwa der Zusammensetzung des Betons und der Temperatur.“ Damit das Wasser an der Oberfläche nicht zu stark verdunstet, die Feuchtigkeit ausreichend im Beton bleibt und dieser in Ruhe abbinden kann, wurde der Boden vollflächig mit Folie abgedeckt.

Insgesamt wurden innerhalb von zwei Monaten viermal rund 550 m2 große Abschnitte gepumpt und 270 m3 Leichtbeton verarbeitet, wobei jeweils an die vorhandene Kante des vorigen Abschnitts angeschlossen werden konnte. Als Oberflächenschutz wurde auf den fertigen Leichtbetonboden abschließend eine millimeterdünne Schicht Epoxidharz gegossen. Auch dabei galt es, bauphysikalische Details zu berücksichtigen; nur unter deren Berücksichtigung wird ein perfektes Endergebnis erzielt. So darf zum Beispiel die Beschichtung erst dann ausgeführt werden, wenn der Beton die vorschriftsmäßige Restfeuchte erreicht hat und die erforderliche Oberflächenzugfestigkeit aufweist.

Architektur für umfassende Präsentation

Der neue Erweiterungsbau – gebaut vom weltweit agierenden Atelier Brückner aus Stuttgart und in Szene gesetzt mittels Ausstellungsarchitektur von Ö-Konzept aus Zwickau – schafft Raum für die packende Präsentation weiterer spannender Ausschnitte aus der Blütezeit des Automobils. Hier kann Geschichtliches über die westsächsische Automobilindustrie ebenso aufgespürt werden wie der Fortschritt der Autoindustrie der Nachkriegsjahre.Seit 1904 ist Zwickau mit dem Namen Horch, ab 1910 mit Audi – lateinisch für hören, horchen – verbunden. Die Entwicklung der Fahrzeugtechnologie in der DDR ist also ebenso Thema wie die moderne Ausrichtung der Automobilproduktion seitens der neu gegründeten Volkswagen Sachsen GmbH im Zwickauer Stadtteil Mosel und in Chemnitz ab 1990. Im Museum ist nun auch Platz für die weltweit einzig verbliebene Fertigungsanlage zur Herstellung von Duroplast für den Trabant.

Im neuen Trakt des August Horch Museums kann man nun auch per Mausklick einen Trabi tunen, sich in Finessen einer originalgetreuen Datsche verlieben. Von Zuschauerrängen aus kann man durch ein besonderes Verfahren, das die spektakuläre Illusion räumlicher Tiefe vermittelt, das große Rennen der Silberpfeile verfolgen.

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