Wirtschaftliches und ökologisches Bauen mit Spannbeton-Fertigdecken

Die DW Systembau GmbH ist eine Tochtergesellschaft von Consolis, europäischer Marktführer für Betonfertigteillösungen. Erst kürzlich besichtigte BFT-Chefredakteur Silvio Schade die klimafreundliche Produktion der Brespa Spannbeton-Fertigdecken am DW-Firmensitz im norddeutschen Schneverdingen.

Die DW Systembau GmbH ist eine Tochtergesellschaft der Consolis SAS, europäischer Marktführer für Betonfertigteillösungen mit ca. 8.800 Mitarbeitern, 20 Unternehmen in 17 Ländern und 1.1 Mrd. Euro Umsatz (2021). DW Systembau fertigt seit 1986 in Schneverdingen inmitten der Lüneburger Heide Spannbeton-Fertigdecken der Marke Brespa.

Die ca. 100 Mitarbeitenden produzieren jährlich rund 400.000 m² Brespa-Decken und erzielen damit einen Jahresumsatz von ca. 25 Mio. Euro. Im Detail schafft man im Zwei-Schicht-Betrieb auf den 16 Bahnen á 120 m ca. 10.000 m² Spannbeton-Fertigdecken der Betongüte C45/55 pro Woche); nach 6-7 Stunden werden die Deckenelemente gesägt und von der Bahn genommen.

Die Produktionstechnik bei DW Systembau stammt weitestgehend vom finnischen Ausrüster Elematic. Betoniert wird im Gleitfertiger (15 bis 26,5 cm Deckenstärken) bzw. im Extruderverfahren (32 und 40 cm Deckenstärken).

 

Hervorragende Ökobilanz

„In Deutschland ist im Gegensatz zu vielen anderen Ländern Europas und auch in Übersee mit ca. 80% Ortbeton- und Halbfertigteildecken eher die Ortbeton-Bauweise üblich“, erläutert Dipl.-Ing. Architekt Hartmut Fach, Leiter Kommunikation bei DW Systembau. „Dabei können mit unserem System schlankere und leichtere Tragwerke gebaut werden, einhergehend mit einer deutlichen Reduzierung der Ressourcenverbräuche. Dies bedeutet ca. 20% weniger CO2, ebenfalls 20% weniger Energieeinsatz, 50% weniger Beton- und 70% weniger Stahlverberbrauch“, so Fach weiter (ausführliche Ökobilanz siehe Textkasten, Anm. d. Red.).

Dank des speziellen Konstruktionsprinzips der Spannbeton-Fertigdecken liegt der Hohlraumanteil (abhängig von der Geometrie) ca. 50 % unter dem einer Vollplatte und der Stahlanteil ist bis zu 85 % geringer als bei schlaff bewehrten Decken. Außerdem ist man derzeit bei DW Systembau dabei, auf regenerative Energien umzusteigen sowie die CEM I-Zemente durch umweltfreundlichere Kompositzemente zu ersetzen, ohne die hervorragenden Frühfestigkeiten – nach 6 bis 7 Stunden werden die Deckenelemente gesägt und von der Bahn genommen – zu verlieren. Nicht zu vergessen die eigenen Sandvorkommen auf dem Firmengelände, was lange Transportwege vermeiden hilft.

 

Zahlreiche Leuchtturm-Projekte

„Durch enge und fruchtbare Kooperationen, z. B. mit dem finnischen Zulieferer Peikko, haben wir bereits eine ganze Reihe von herausragenden Referenzprojekten aufzuweisen“, berichtet Andreas Zalozynski, Gebietsverkaufsleiter bei DW Systembau. Dabei ist unbedingt das EDGE Elbsite zu nennen, ein markantes Bürogebäude in der Hamburger HafenCity (siehe auch BFT 10/2021 „Deutschlands höchstes Gebäude in Slim-Floor-Bauweise“ und BFT 10/2023 „Betonfertigteillösung statt Holzkonstruktion für ein neues Hamburger Wahrzeichen“).

Ebenfalls außergewöhnlich war (unter vielen anderen Beispielen) der Wiederaufbau eines temporären Gerichtsgebäudes im niederländischen Enschede im Jahre 2022, das 2016 in Amsterdam rückgebaut worden war, oder eine Wohnanlage für Studierende in Bochum-Laerheide, die den Architekturpreis Bochum 2020 für ihr nachhaltiges Tragwerk erhielt.

 

Ziele für die weitere Zukunft

Obwohl die Krise der Bauindustrie für DW Systembau einen Produktionsrückgang von 40 % und einen Umsatzrückgang von 15-20 % bedeutet, nutzt man diese, um das Unternehmen auf einem ähnlichen Niveau wie 2023 bei Produktion und Organisation zu stabilisieren. Mithilfe von Marketing und Vertrieb sollen die Voraussetzungen geschaffen werden, bereits 2025 in die wirtschaftliche Erholungsphase einzutreten. Besonders intensiv sollen die Zukunftsthemen Kreislaufwirtschaft, Recycling und CO2-Reduktion in den Fokus gerückt werden. Konkret bedeutet das z. B., mittels anderer Rezepturen und längerer Umspannzeiten an einer klimafreundlicheren Produktion zu arbeiten.

Dazu Hartmut Fach: „Unser Konzernmutter Consolis arbeitet bereits erfolgreich an Verfahren und Betonarten, die eine Reduktion der CO2-Emissionen zum Ziel hat. So konnte bei einem Pilotprojekt in Finnland eine Betonrezeptur entwickelt werden, die eine Einsparung von 80 % des bisherigen CO2-Ausstoßes zur Folge hatte. Wir werden auch zukünftige Investitionen noch stärker auf Produktivität und die Themen Energie- und Ressourcenschonung auslegen. Und last but least werden wir auch weiterhin aktiv in der Normung, Forschung und Lehre sowie bei der Beteiligung an Bauvorschriften über Verbände und Organisationen bleiben.“

CONTACT

DW Systembau GmbH

Stockholmer Str. 1

29640 Schneverdingen/Germany

+49 5193 85-0

www.dw-systembau.de


ÖKOBILANZ DER BRESPA-DECKE*

20% weniger CO2: Schon bei 1.000 m2 Deckenfläche entspricht das einer Einsparung – gegenüber einer gleichwertigen massiven Betondecke – von ca. 18.000 kg CO2-Äq. oder der jährlichen Speicherfähigkeit von fast 1.500 ausgewachsenen Buchen (1 Buche speichert jährlich über 80 Jahre 12,5 kg CO2 / www.co2online.de/service/klima-orakel-uebersicht)

20% weniger Energieeinsatz:

Schon bei 1.000 m2 Deckenfläche entspricht das einer Einsparung – gegenüber einer gleichwertigen massiven Betondecke – von über 128.000 MJ bzw. 35.000 KWh Primärenergie oder einer Menge, die für die Stromversorgung (ohne Warmwasser) eines Einfamilienhauses mit einer 4-köpfigen Familie durchschnittlich für fast 9 Jahre ausreicht (laut www.energie.web.de/ratgeber sind durchschnittlich 4.000 kWh pro Jahr als Stromverbrauch [ohne Warmwasser] für einen 4-Personen-Haushalt im Eigenheim anzusetzen).

50% weniger Beton: Schon bei 1.000 m2 Deckenfläche entspricht das einer Massenreduzierung – gegenüber einer gleichwertigen massiven Betondecke – von fast 125 m³ bzw. 300 t oder dem Körpergewicht von 50 ausgewachsenen Elefantenbullen (das mittlere Gewicht eines Elefantenbullen liegt bei 6 t [www.wwf-junior.de]).

70% weniger Stahl: Ebenfalls bei 1.000 m2 Deckenfläche entspricht das einer Einsparung – gegenüber einer gleichwertigen massiven Betondecke – von 15,2 t Stahl oder von einem Stabstahl ø 10 von fast 25 km Länge (das Gewicht eines Stabstahls ø 10 beträgt 0,617 kg/m).

 * Die Ökobilanzierung wurde erstellt von LCEE Life Cycle Engineering Experts.

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