Ultradünne farbige Fassadenelemente aus UHPC

Im Jahr 2020 erhielten wir eine Anfrage zur Beteiligung am Fassaden-bauprojekt für das Sportzentrum der Vytautas-Magnus-Universität. Das Sportzentrum ist nach Valdas Adamkus benannt, dem ehemaligen litauischen Präsidenten und Ehrendoktor der Universität, der sich selbst sehr für den Sport einsetzte.

Für die Fassade waren glasfaserbewehrte Betonelemente vorgesehen,
doch konnten wir eine kostengünstige und dabei ansprechendere und dauerhaftere Alternative anbieten: faserbewehrte UHPC-Platten in verschiedenen Abmessungen – bis zu 1.400 mm breit, 3.100 mm hoch und 20 mm dick. Als Basis für den UHPC diente Dyckerhoff Nanodur Compound 5941 weiß.

Die Architekten entwarfen zwei Arten von Fassadenbauteilen: 770 m² hellgraue Elemente für den Hauptfassadenbereich und weitere ca. 60 m² für den Eingangsbereich in einem warmen, kontrastierenden Farbton, der dem Gebäude Definition und Dimension verleiht.

Die Elemente wurden unter Zugabe von braunen, roten und gelben Pigmenten betoniert. So konnte eine Farbgebung erzeugt werden, die dem natürlichen Erscheinungsbild rostigen Stahls nahekommt. Um den Kontrast und das einzigartige Aussehen zu verstärken, haben wir uns für eine alte Betonbeiztechnik entschieden, bei der der ausgehärtete
Beton mit einer verdünnten Lösung aus Salzsäure und Wasser, vermischt mit Eisensalzen, nachbehandelt wird. Dadurch entsteht ein natürlich wirkendes Farbmuster mit verschiedenen Brauntönen. Die Beize setzt eine chemische Reaktion in Gang, indem sie in die Betonoberfläche
eindringt und mit dem im Beton enthaltenen Calciumhydroxid reagiert.
Dabei bilden sich Eisenoxide, die nachfolgend zu einem dauerhaften
Bestandteil der Betonoberfläche werden. Die Beize wurde im Niederdruck-
Sprühverfahren aufgetragen, und dieser Vorgang wurde mehrmals
wiederholt, um eine intensivere Farbgebung zu erzielen. Das resultierende
Muster ist chaotisch, und jedes einzelne Element zeigt eine ganz
individuelle Optik. Um die Zufälligkeit der Farbvariationen zu erhöhen, haben wir die Elemente mit einer Mischung aus Sand und trockenen Eisensalzen (hauptsächlich Eisensulfat) bestreut. Rückstände wurden durch Hochdruckreinigung mit Wasser entfernt und anschließend mit verdünnter Ammoniaklösung gespült und neutralisiert. Danach wurden zwei Schichten Versiegelung aufgetragen, um die Dauerhaftigkeit zu erhöhen.

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