Pflasterlösung verbindet Ästhetik, Funktion und Barrierefreiheit: Kaiserplatz Düren

Im Zuge eines städtebaulichen Masterplans wurde der zentral gelegene Kaiserplatz in Düren neu gestaltet. Zum Einsatz kam das Gestaltungspflaster Vajo der Kann GmbH, das als historische Referenz dient, den repräsentativen Charakter des Areals unterstreicht und gleichzeitig belastbar sowie leicht zu reinigen ist. Dieser Artikel ist ein Auszug aus dem in unserem Jahrbuch „Beton Bauteile 2025“ erschienenen Projektbericht.

Historischer Kontext

Der Kaiserplatz hatte durch seine Lage im Herzen der Stadt schon immer eine zentrale Bedeutung. Im Mittelalter fand hier der Viehmarkt statt. Seinen Namen erhielt der Platz, nachdem im Jahr 1891 ein Denkmal für Kaiser Wilhelm I. errichtet wurde. Nachdem die Innenstadt von Düren im Zweiten Weltkrieg zu großen Teilen zerstört worden war, wurde der gesamte Bereich neu aufgebaut und gleichzeitig entkernt. Hier entstand auch das neue Rathaus. Der Platz wurde größer dimensioniert und als Verkehrsknotenpunkt mit Straßenbahnhaltestellen und Pkw-Stellflächen ausgebaut. Eine erste Umgestaltung erfolgte in den 1990er-Jahren, nachdem der Straßenbahnbetrieb eingestellt worden war. Zusammen mit dem angrenzenden Marktplatz wurde das gesamte Areal bis auf die Haltestellen für die Buslinien autofrei. Ein Anstoß für eine erneute, zeitgemäße Umgestaltung des Kaiserplatzes erfolgte im Zusammenhang mit dem Masterplan Innenstadt ab 2013. Mit diesem Konzept erarbeiteten die Stadtväter eine großangelegte Maßnahme für den gesamten Innenstadtbereich, um mehr Lebens- und Aufenthaltsqualität für die Bürgerinnen und Bürger zu erzielen. Nun bot sich die Gelegenheit, einen Ort und eine Adresse zur Zusammenkunft mit hoher Aufenthaltsqualität zu schaffen.

 

Bürgernahe Gestaltung

Die prämierte Gestaltung des Kaiserplatzes wurde durch das Team Lützow 7 Landschaftsarchitekten aus Berlin während eines konkurrierenden Workshops mit Bürgerbeteiligung vor Ort erarbeitet. Mit ihrem Konzept „Düren Stadt des Wassers und des Papiers“ setzten sie die Vorgaben der Stadtplanung in idealer Weise um: Der Platz soll für Menschen jeden Alters so attraktiv sein, dass man dort gerne verweilt. Die Planer gliederten den Platz in fünf verschiedene Teilbereiche: Am Südrand wurde die vorhandene Platanenallee in die Gestaltung einbezogen und räumlich durch die Busfahrspur vom Großteil des Platzes abgesetzt. Hier am Rand des fußläufigen Areals befinden sich die Bushaltestellen. Vor dem Rathaus betont eine Platzfläche das Entrée.

 

Pflasterflächen als umrahmendes Element

Durch die einzelnen Nutzungsbereiche wurden die Materialien zur Platzbefestigung definiert. Im zentralen Bereich mit den Sitzmöbeln und dem Wasserspiel kam ein Spezialbelag zum Einsatz, der so eingebaut wurde, dass er einem gefalteten und anschließend wieder geglätteten Blatt Papier ähnelt. Das Gesamtkonzept des Platzes erinnert damit als Referenz an die Geschichte Dürens als Ort der Papierherstellung. Diese Fläche wird von einem Gestaltungspflaster eingefasst. Es wurde vornehmlich in dem Rathauseingang vorgelagerten Bereich sowie an den Bushaltestellen eingebaut. Außerdem bildet es den äußeren Abschluss der Fläche zu den Busfahrspuren. Bei der Auswahl des Pflasters waren verschiedene Kriterien zu beachten: Optisch sollte es mit den verwendeten Materialien auf dem benachbarten Marktplatz harmonieren. Außerdem war die direkt am Rathaus verlegte historische Naturpflastersteinfläche in die Gesamtgestaltung mit einzubeziehen. Belastungstechnisch war die multifunktionale Nutzung zu berücksichtigen, etwa die Andienung der Marktstände auf dem Weihnachtsmarkt. Schließlich war noch ein taktiles Blindenleitsystem mit Rillenund Noppenplatten zu integrieren, um den Platz in den Randbereichen und in Nähe der Busfahrspuren für Blinde und Sehbehinderte entsprechend abzusichern. Man entschied sich schließlich für das Gestaltungspflaster Vajo von Kann, das in einer Sonderausführung in der Objektfarbe Granit hell und Granit mittel geschliffen & gestrahlt speziell für den Kaiserplatz in Düren gefertigt wurde. Passend dazu wurden die Blindenleitelemente in der Objektfarbe Granit hell an das Gestaltungssystem angepasst. Ab der Ausführungsplanung unterstützte das Ingenieurbüro Klee aus Aachen das Landschaftsarchitekturbüro Lützow 7 bei der Umsetzung und übernahm auch die Bauüberwachung.

 

Zeitgemäß trifft historisch

Zunächst wurde das alte zweifarbige Natursteinpflaster vor dem Rathauseingang aufgenommen und als Kassetten mit hellgrauer Einfassung neu planeben eingebaut. So wird ein barrierefreier Zugang zum Gebäude ermöglicht. Zwischen dieser Fläche und der Platzmitte mit der Papierintarsie wurde das Vajo-Pflaster in den beiden Reihenbreiten 40 x 20 cm und 60 x 30 cm in Granit hell verlegt, die sich in unterschiedlicher Reihenfolge abwechseln. So ergibt sich in diesem Bereich eine Strukturierung, die die Fläche optisch auflockert, ohne dabei unruhig zu wirken. Den Übergang zu den Natursteinpflasterkassetten bildet eine Läuferreihe der Rillensteine für das Blindenleitsystem. Das Reihenmuster wird auf sämtlichen Pflasterflächen fortgeführt, die um den zentralen Bereich mit der Papierintarsie angeordnet sind. Das gilt auch für die Zone mit den Bushaltestellen. Auch hier kam im Gefahrenbereich das Blindenleitsystem in ca. 1 m Entfernung vom Rand der Bussteige zum Einsatz. Ebenfalls mit Vajo neu befestigt wurde der südliche Randbereich des Kaiserplatzes vor der Geschäftszeile. Er ist ebenfalls den Fußgängern vorbehalten und wird an der Seite zur Busfahrspur von einer Doppelreihe aus Platanen begrenzt. Hier wurden die Steine ebenfalls in unterschiedlichen Reihenbreiten in Längsrichtung eingebaut. Eine optische Auflockerung bewirkt die unregelmäßige Abwechslung der beiden Grautöne Granit hell und Granit mittel. So wird auch eine durchgängige Gestaltung zum direkt benachbarten Marktplatz erzielt, auf dem ein ähnliches Pflasterdesign umgesetzt wurde. Entlang der Baumreihe führt auch hier das Blindenleitsystem bis zum Marktplatz.

 

Beton Bauteile 2025

Der vollständige Projektbericht ist in „Beton Bauteile 2025“ zu lesen. Das Jahrbuch ist das inspirierende Nachschlagewerk zu außergewöhnlichen Projekten, Ästhetik und Ingenieurskunst mit Fertigteilen aus Beton. Zahlreiche Beiträge in den Kapiteln Architektur, Ingenieurbau, Infrastruktur, GaLa-Bau und in diesem Jahr erstmalig Additive Fertigung zeigen die universelle Verwendbarkeit der Produkte sowie Innovationen und Trend. Sie erhalten Ihr Exemplar online im Bauverlag-Shop und über diesen Link: www.beton-bauteile.de.

CONTACT

Kann GmbH Baustoffwerke

Bendorfer Straße

56170 Bendorf/Germany

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www.kann.de


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