Klimafreundliche Betone und hoher Frost-Tausalz-Widerstand – (k)ein Widerspruch
Die Senkung der CO2-Emissionen bei der Zement- und Betonherstellung
ist vor dem Hintergrund des Klimawandels eine zentrale Aufgaben-
stellung im Bauwesen. Neben verfahrenstechnischen Ansätzen wie der „Carbon Capture and Storage/Use“-Technologie erfolgt die CO2-Reduzierung materialseitig vorrangig über eine Absenkung des
Gehaltes an Portlandzementklinker. Dies darf jedoch nicht zu einer
Beeinträchtigung der Betondauerhaftigkeit führen. Eine kritische Größe
ist hier sehr häufig der Frost-Tausalz-Widerstand. Um die Nutzung
von immer stärker klinkerreduzierten Zementen (z. B. nach neuer
DIN EN 197-5) auf Basis einer Anwendungszulassung für verschiedene
Expositionsklassen zu ermöglichen, wurde das Zulassungsprozedere
an die Betonpraxis angepasst. Bislang orientierten sich die Prüfpläne
an den in DIN 1045-2 vorgegebenen maximal zulässigen w/z-Werten
für die unterschiedlichen Expositionsklassen. Nunmehr können Zemente
auch mit niedrigeren w/z-Werten zugelassen werden (drei w/z-Wert-
niveaus). Die Anwendung muss allerdings dann auch mit diesen
niedrigeren w/z-Werten erfolgen. Gerade im Bereich des Frost- und Frost-
Tausalz-Angriffs wird diese neue Vorgehensweise die Praxiseinführung
klinkerreduzierter Systeme erleichtern. Neben dieser praxisorientierten
betontechnologischen Öffnung im Zulassungsverfahren können
vor allem neuartige bauchemische Betonzusatzmittel einen hohen
Frost-Tausalz-Widerstand klinkerarmer Betone ermöglichen. Neuartige
Luftporenbildner auf Basis pulverförmiger, superabsorbierender
Polymere (SAP) zeigen hier ein sehr großes Potenzial. Dabei handelt es sich um Kunststoffe, die bei Kontakt mit wässrigen Lösungen stark aufquellen und Hydrogele bilden. Wenn die Feuchtigkeit im Beton dann infolge der Zement-
hydratation absinkt, geben sie die aufgenommene Flüssigkeit wieder ab und bilden ein bezüglich des Frost-Tausalz-Widerstandes äußerst wirksames
Luftporensystem. Insbesondere bei stark klinkerreduzierten Betonen können SAP-basierte Luftporenbildner im Gegensatz zu konventionellen Luftporenbildnern einen hohen Frost-Tausalz-Widerstand sicherstellen.