Zukunft denken!

Die Bundesregierung verfolgt mit ihrer Hightech-Strategie die Verzahnung der industriellen Produktion mit moderner Informations- und Kommunikationstechnik. Technische Grundlage für diese auch unter dem abstrakten Begriff „Industrie 4.0“ zusammengefasste Initiative ist die intelligente und digitale Vernetzung von Systemen, mit deren Hilfe eine in weiten Teilen selbstorganisierte Produktion ermöglicht werden soll. Menschen, Maschinen, Anlagen, Logistik und Produkte kommunizieren und kooperieren in der Industrie 4.0 direkt miteinander und das nicht nur innerhalb eines Produktionsschrittes, sondern über die gesamte Wertschöpfungskette.

Die aktuelle Studie der Zementindustrie verdeutlicht, dass die Vernetzung von Produktion und digitaler Kommunikationstechnik innerhalb des Zementherstellungsprozesses bereits in hohem Maße umgesetzt wurde. Bei den befragten Unternehmen werden Informationen fast durchgängig digital erfasst und übertragen. Bei einzelnen automatisierten Prozessschritten, wie z. B. die Klinkerherstellung oder die Zementmahlung, wird sogar ein noch höherer Vernetzungsgrad im Sinne der Industrie 4.0 erreicht. Diese Prozesse werden heute weitgehend autonom gesteuert und im Leitstand kontinuierlich überwacht. Mitarbeiter greifen in der Regel nur noch bei kritischen Situationen aktiv ein. Eine wesentliche Herausforderung bei der Umsetzung von Industrie 4.0 in der Zementindustrie stellt der Fachkräftemangel dar. Es fehlen Mitarbeiter mit informationstechnischem Hintergrund. Der Bedarf steigt stetig. Oftmals wurde bei der Umfrage in den Unternehmen der Zementindustrie die zu geringe Internet-Bandbreite an den Werksstandorten bemängelt und Datensicherheitsbedenken als wesentliche Hindernisse für den flächendeckenden Einsatz netzbasierter Lösungen genannt (z. B. Cloud-Dienste).

Die zunehmende Automatisierung bei der Herstellung und dem Einsatz von Betonen durch neue Technologien in der Beton- und Bauindustrie, wie z. B. der 3 D-Druck sowie die Wandlung zu einer ganzheitlichen digitalen Modellierung von Gebäuden mit Hilfe von „Building Information Modeling (BIM)“ machen deutlich, dass die „Industrie 4.0“ auch in den nachgeschalteten Wertschöpfungsketten angekommen ist.

Vergessen dürfen wir bei allen technischen Vorteilen, die die Digitalisierung mit sich bringt, nicht, dass jedes Bauwerk ein Unikat ist, in dem die Intuition des Bauherrn, die Kreativität des Architekten und der Mut des Ingenieurs stecken. Ob diese sogenannten „soft skills“ zukünftig durch „Künstliche Intelligenz“ ersetzt werden können, wird sich zeigen. Wir sollten diese absehbar auf uns zukommende Entwicklung kritisch hinterfragen und das Heft des Handelns nicht aus der Hand geben! Zur Wahrung des kulturellen (und nicht des digitalen!) Erbes beim Bauen muss die Stärke unserer Demokratie genutzt werden, die auf Beteiligung und Einbindung aller Interessen beruht.

In diesem Sinne wünsche ich Freude bei der Wissensmehrung und den Veranstaltern viel Erfolg bei der Durchführung.

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