Building Information Modeling

Eine Chance für die Bauindustrie?!

Die Informations- und Kommunikationstechnologie hat sich in den letzten Jahrzehnten rasant entwickelt und zu einer Durchdringung der Digitalisierung in nahezu alle Lebens- und Arbeitswelten geführt. Für die Bauindustrie ist vor allem das Building Information Modeling von Interesse. Daten, Informationen und vor allem Prozesse können einfach digitalisiert und damit effizienter und durchgängiger gestaltet werden. Die Kultur der Zusammenarbeit wird durch Kollaboration geprägt, andere Vertragsformen sind dazu erforderlich. Die frühe Einbindung alles erforderlichen Know-Hows und das Treffen von frühen, fundierten Entscheidungen steigert die Qualität der Projekte und die Sicherheit bei Kosten und Terminen. Der nachfolgende Beitrag zeigt, warum BIM für die Bauindustrie eine große Chance darstellt und für alle am Bau Beteiligten zu einem positiven Nutzen führen wird.

BIM-Arbeitsweise

Bei einer anzustrebenden BIM.5D-integrierten Arbeitsweise wird das Modell von allen erforderlichen Beteiligten von Beginn an gemeinsam am Projekt oder in fachlichen Teilmodellen erstellt, Schnittstellen geklärt, optimale interdisziplinäre Lösungen erarbeitet und das Bausoll zusammen mit Kosten und Terminen fixiert. Dabei ist alles erforderliche Know-how von der Planung bis zur Bauausführung bereits integriert, Medienbrüche gibt es keine und die Qualität der Ergebnisse steigt deutlich. Dabei kann der Gesamtprozess durch frühe Optimierungen auch zu einer Verkürzung der Projektlaufzeit bis zur Umsetzung führen. Dies erfordert andere Vertragsmodelle, die über das Prinzip der offenen Bücher und damit der von Auftraggeber und Auftragnehmer gemeinsam vorgenommenen Vergabe unterschiedlicher Leistungen am Markt sicherstellt, dass das Projekt mit besserer Qualität und in kürzeren Realisierungszeiten trotzdem zu marktüblichen Preisen erstellt werden kann.

Eine gesteigerte Qualität in der Projektabwicklung durch eine integrative und frühzeitige Einbindung aller fachlich Beteiligten erfordert klare Ziele, Spielregeln und frühe Entscheidungen. Die zwischenzeitlich gängigen Instrumente wie die Auftraggeber Informationsanforderungen (AIA) und der darauf aufbauende BIM-Abwicklungsplan (BAP) sind deshalb Pflicht in der Projektumsetzung.

Die unterschiedlichen, wesentlichen Projektphasen zur Anwendung und Umsetzung der Vorteile von BIM sind die Angebotsbearbeitung, die Planung und das Bauen. Diese Projektphasen sollen im Folgenden näher betrachtet werden, um den Benefit von BIM für alle Beteiligten, hier insbesondere aus Sicht eines Bauunternehmens, aufzuzeigen.

BIM in der Angebotsbearbeitung

Bei der Modellerstellung kann bei Züblin/Strabag auf einen selbst definierten, internen Standard zurückgegriffen werden, die Muster-Leistungskataloge. In diesen sind alle erforderlichen Bauteile mit deren Materialeigenschaften und Geometrien hinterlegt, die wiederum mit RIB iTWO verknüpft sind, um damit eine Kalkulation der Herstellkosten durchführen zu können. Damit hat man nach der Modellerstellung quasi auf Knopfdruck, beziehungsweise nach Import in iTWO, eine erste Kalkulation für die Herstellkosten, die dann in iTWO im Detail projektspezifisch angepasst werden können. Dabei ist die Darstellung im Modell deutlich transparenter und besser nachvollziehbar, gerade für den Bauherrn.

BIM in der Ausführungsplanung

Zur Nutzung der vollumfänglichen Vorteile von BIM muss in jedem Gewerk die BIM-Methode in der Planung eingesetzt werden und nach Kapitel 2 die Voraussetzungen der Zusammenarbeit in den AIA (Auftraggeber Informationsanforderungen) und dem BAP (BIM-Abwicklungsplan) definiert werden. Im Projekt ist ein BIM-Manager zu definieren, der darauf achtet, dass diese Voraussetzungen beachtet werden und der BAP gelebt wird. Dabei gibt es unterschiedliche Möglichkeiten der Zusammenarbeit und die Fachplaner können an einem gemeinsamen Modell arbeiten. Oder sie erarbeiten jeweils ihr eigenes Fachmodell, welches in regelmäßigen Abständen durch den BIM-Manager in einem Koordinationsmodell zusammengefasst wird, dabei die Schnittstellen, Kollisionen und anderes geprüft beziehungsweise eliminiert werden. Jedes dieser Probleme, welches in der Planungsphase bereits gelöst wird, trägt zu einem reibungsloseren Ablauf auf der Baustelle und damit zu einer höheren Qualität, geringeren Kosten und zur Terminsicherheit bei.

BIM bei der Bauausführung

Gerade aus Sicht eines Bauunternehmens gilt es die Vorteile von BIM nicht nur in der Planungsphase zu nutzen, sondern unmittelbar einen Nutzen auf der Baustelle, beim Umsetzen des Projekts zu erreichen und so die Effizienz der Bauabwicklung zu steigern, Prozesse zu optimieren und deren Qualität zu verbessern. So können direkt aus dem Modell heraus Materialien bestellt oder ausgeschrieben werden, Medienbrüche und Unschärfen in den Planungsständen werden vermieden, zudem sinkt der Organisationsaufwand auf der Baustelle bei steigender Qualität.

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