“Fabrik Office” in München –
Cradle to Cradle von Beginn angedacht

Die Bau- und Immobilienwirtschaft ist der größte Verbraucher der weltweiten Rohstoffe und Verursacher immenser Abfallmengen. Gleichzeitig entstehen bei der Produktion der Baumaterialien die  meisten Treibhausgasemissionen. Die Roadmap zur CO2-Reduzierung bei Beton ist als Masterplan erstellt und zeigt einen Weg auf, wie diese bei der Betonproduktion deutlich reduziert werden kann. Nur durch die Entwicklung neuer umweltschonender Herstellungsverfahren, die Optimierung und Reduzierung der Materialmengen und durch die Wiederverwertung können die Ziele des Pariser Klimaabkommens erreicht werden. Ein vielversprechender Ansatz zum nachhaltigen und effizienten Bauen sind hierbei die Planungsansätze nach dem Cradle to Cradle-Prinzip (C2C). Mit diesem können umweltschonende Materialien ressourceneffizient eingesetzt und am Nutzungsende entweder in den biologischen oder in den technischen Verwertungskreislauf zurückgeführt werden, was maßgeblich zur Reduzierung der CO2-Bilanz beiträgt. Dabei ist ein Down-Cycling möglichst zu vermeiden. Zwischenziele, die durch Materialhersteller derzeit erarbeitet werden (Cradle to gate), stellen hierbei einen wesentlichen ersten Schritt dar, um den ökologischen Wert der Materialien zu definieren und die Materialherkunft – getrennt nach Primärrohstoffen und recycelten oder erneuerbaren Stoffen – transparent auszuweisen. Die konsequente Verfolgung der Materialien von der Herstellung bis zur Verwendung und späteren verlustfreien Rückführung kann nur erfolgen, wenn die Verwendung der Materialien den gesamten Lebenszyklus berücksichtigt und die Materialien planerisch im Gebäude so verwendet werden, dass eine Rückführung nach der Nutzung möglich ist. Die heutigen Gebäude werden als Rohstoffdepot gesehen, deren C2C-Effizienz mit dem Zirkularitäts-Indikator in den drei Phasen Materialherkunft, Nutzungsphase und Materialverwertung gemessen
werden. In Deutschland werden derzeit die ersten Projekte nach diesem Ansatz geplant und baulich umgesetzt und führen zu einer Veränderung
der Denkweise bei Planern und Bauausführenden. Im Hinblick auf die Vielzahl der verwendeten Materialien – insbesondere bei Hochbauprojekten – kann eine einheitliche Betrachtungsweise nur erfolgen, sofern die entsprechenden Materialkennwerte und deren EPD in einer Datenbank vorhanden und in Verbindung mit einer digitalisierten Planung abgestimmt sind.

Nach vorne gedacht, führt der C2C-Gedanke zwangsläufig zu der Überlegung, ob zukünftig Baumaterialien an den Bauherren verkauft oder im Idealfall nur „verliehen“ werden, um so später einen möglichen Nutzen bei der Rückführung und Wiederverwertung für den Materialproduzenten zu erlangen. Die Zeiten von Cradle to grave sind definitiv vorbei und der Zugang und die Wiederverwertung der Rohstoffe wird entscheidend.

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