Die „Büscher-Wand“ – Nachhaltig bauen mit ­Recyclingbeton

Der universelle Baustoff Beton steht vor neuen Herausforderungen. Eine höchst innovative Lösung präsentiert jetzt der Betonfertigteilhersteller Büscher aus dem münsterländischen Heek mit hochwertigen Betonfertigteilen aus Recyclingbeton. Eine ausführliche Version (inkl. Info-Grafiken/nur deutsch) ist im Branchenmagazin „punktum.betonbauteile“ (6. Ausgabe, 2022) zu lesen.

Beton, der universelle Baustoff des Industriezeitalters, steht vor neuen Herausforderungen: Die weltweit steigende Nachfrage nach mineralischen Primärrohstoffen wirkt als Preistreiber. Und Umweltverträglichkeit, Klimaschutz und CO2-Emissionen sind auch im Baubereich zu wichtigen Marktfaktoren geworden. Der Universalbaustoff der Zukunft muss nachhaltig sein. Eine höchst innovative Antwort auf diese Herausforderung präsentiert jetzt der Betonfertigteilhersteller Büscher aus dem münsterländischen Heek: hochwertige Betonfertigteile aus Recyclingbeton. Als bislang einziges Unternehmen in Deutschland hat Büscher im Juni 2021 vom Deutschen Institut für Bautechnik (DIBt Berlin) nach eigenen Angaben die allgemeine bauaufsichtliche Zulassung (abZ) für Betonfertigteile aus Recyclingbeton mit 100 % Natursteinersatz bekommen. In den Fertigteilen der „Büscher-Wand“ werden die Rohstoffe Kies und Sand komplett durch gemischtes Abbruchmaterial ersetzt. Wieviel mehr Zukunftspotenzial noch in der Büscher-Wand steckt, beweist der Hersteller gerade beim Bau eines Dreifamilienhauses.

„Laut einer Studie des Bundesverbandes Baustoffe, Steine und Erden fallen in Deutschland pro Jahr mehr als 250 Mio. t Abbruchmaterial an“, beschreibt Geschäftsführer Hans-Jürgen Büscher die Herausforderung. „Trotzdem wird Bauschutt bisher meistens als Füllmaterial im Wege- und Tiefbau verwendet, oder er wandert häufig auf die Deponie. Überwiegend in den Ballungsräumen, aber auch im nördlichen Bayern wissen Städte kaum noch wohin mit den steigenden Mengen.“ Warum also nicht den Bauschutt recyceln und ihn nicht nur zu einem Teil, sondern zu 100 % als Substitut für Primärrohstoffe in der Betonherstellung einsetzen?

Aufgrund ihrer allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassung darf die Firma Büscher für ihre Betonfertigteile aus Recyclingbeton in den Expositionsklassen XC1 und X0 (trocken) bis zu 100 % rezyklierter Gesteinskörnung inklusive der Brechsande ähnlich des Typs 3 verwenden. Nach bisherigem Standard sind für gemischtes Abbruchmaterial nach dieser abZ lediglich grobe Recyclinganteile von höchstens 45 % für die Gesteinskörnung Typ 1 und bis zu 35 % der Gesteinskörnung Typ 2 erlaubt.

Allein durch die ausschließliche Verwendung von Recyclingmaterial zum Ersatz der Gesteinskörnung erreicht die Unternehmensgruppe Büscher in Heek eine Verminderung ihres CO2-Ausstoßes um 13 %. Damit leistet die „Büscher-Wand“ schon bei ihrer Herstellung einen deutlichen Beitrag zum Klimaschutz.

 

Bauschutt wird nachhaltiger Baustoff

Die Anwendungsmöglichkeiten für die „Büscher-Wand“ aus Recyclingbeton mit 100 % ­Natursteinersatz sind ­vielfältig. Die Unternehmensgruppe aus Heek darf aus diesem Material tragende und nichttragende ­Innenwandelemente bis zur Gebäudeklasse 4 bauen. Möglich sind Wandlängen von bis zu 11 m und Wandhöhen bis zu 3,70 m.

Die Unternehmensgruppe Büscher entstand ab 1961 mit der Gründung des Betonwerks. Dort produziert das Unternehmen Betonfertigteile aller Art. Im Schwesterunternehmen Containerdienst Büscher beschäftigt sich die Firmengruppe mit der Entsorgung und Aufbereitung von Bauschutt. Seit den 1990er Jahren forscht die Unternehmensgruppe der beiden Geschäftsführer Hans-Jürgen und Wolfgang Büscher mit ihrem Mitarbeiterteam an innovativen Technologien und Baustoffen mit dem Blick auf nachhaltige Wertschöpfungsketten. Die Idee: das Abfallprodukt Bauschutt zu einem wirtschaftlich attraktiven Wertstoff aufwerten. Sein Einsatz in der Herstellung von Fertigbauteilen kann Beton zu einem nachhaltigen Baustoff des 21. Jahrhunderts machen.

„Das ist einmalig und ein großer Schritt im Bereich der Kreislaufwirtschaft“, sagt Wolfgang Büscher. Diese Kreislaufwirtschaft ‚lebt‘‘ die Unternehmensgruppe auch selbst gemäß ihrem Slogan „Büscher – Zurück für die Zukunft“. Eine wichtige Funktion übernimmt dabei die Schwestergesellschaft des Betonfertigteilwerks, der Containerdienst Büscher. Er stellt die Transportmittel für die Anlieferung von Bauschutt bereit und übernimmt auf dem Firmengelände die fachgerechte Aufbereitung des Abbruchmaterials. Es wird sortiert, gesiebt, veredelt und so zu einem nachhaltigen Rohstoff für die Bauwirtschaft recycelt. Das spezielle, zertifizierte Produktionsverfahren sichert eine gleichbleibend hohe Qualität des Recyclingmaterials. Das Betonwerk Büscher verarbeitet diese ­Recyclingrohstoffe dann bei der Herstellung hochwertiger Innenwandelemente.

 

Mehrfach gefördert und ausgezeichnet

Die Umsetzung dieser Idee setzt hohe Standards sowohl in der Aufbereitung des Bauschutts als auch in der Produktion von Betonteilen voraus. In rund achtjähriger Forschung hat die Unternehmensgruppe Büscher viel Geld investiert, um diese Standards zu entwickeln und ihre Praxistauglichkeit in punkto Qualität und Wirtschaftlichkeit zu demonstrieren. Nachzuweisen waren unter anderem die Verarbeitungsfähigkeit des Recyclingmaterials sowie Druckfestigkeit, Haltbarkeit und Oberflächenqualität des fertigen Produkts. Dabei arbeitete der Mittelständler aus dem Münsterland neben eigenen Fachleuten auch mit Betontechnologen verschiedener Hochschulen und mit Forschungsinstituten zusammen. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) förderte das Projekt mit 250.000 Euro.

Für diese Forschungstätigkeit wurde der mittelständische Betonfertigteilhersteller inzwischen mehrfach ausgezeichnet, unter anderem zweimal mit dem Gütesiegel „Innovativ durch Forschung“ des Stifterverbands für die Deutsche Wissenschaft. 2019 setzte sich die Büscher-Gruppe im Wettbewerb um den wichtigsten deutschen Wirtschaftspreis gegen 5.399 Mitbewerber durch. Mit dem „Großen Preis des Mittelstands“ belohnte die Oskar-Patzelt-Stiftung den Einsatz des Heeker Unternehmens für nachhaltiges Wirtschaften.

Mehrfamilienhaus als Referenzobjekt

Jetzt beweist die „Büscher-Wand“ aus 100 % recycelten Sand- und Gesteinsanteilen in einem Praxisprojekt, welches Potenzial in diesem neuen Baustoff steckt. An der Schniewindstraße in Heek entsteht das erste ­Recyclinghaus seiner Art mit malerfertig angelieferten Fertigteilen aus Recyclingbeton mit 100 % Natursteinersatz. Das Bauvorhaben sollte ein „echtes Referenzobjekt für innovative Bautechnik“ werden und wurde im Dezember 2022 fertig. Galt bisher schon der Einsatz von Betonfertigteilen im Bau von Wohngebäuden eher als Ausnahme, so soll nun die Verwendung von Elementen aus Recyclingbeton beweisen, dass mit der Büscher-Wand „individuelles Bauen auch nachhaltig möglich ist“.

Mit diesem Mehrfamilienhaus und ihrer „Büscher-Wand“ gelingt Hans-Jürgen und Wolfgang Büscher eine Punktlandung: Das Projekt setzt genau die Forderungen um, die Bundesbauministerin Klara Geywitz an den Wohnungsbau der Zukunft stellt. Die SPD-Politikerin hatte unlängst mit Blick auf Wohnungsmangel, steigende Baukosten und Fachkräftemangel vor einem Nachlassen bei den Umweltstandards gewarnt und stattdessen innovative Bauverfahren gefordert: „Wir müssen uns in dieser Situation überlegen, wie wir preisdämpfend arbeiten können“, so Ministerin Geywitz. „Wenn wir mit derselben Anzahl an Fachkräften mehr Wohnungen bauen wollen, geht das nur über serielles oder modulares Bauen.“

 

Elementares Bauen mit der „Büscher-Wand“

Elementares Bauen mit recycelten Rohstoffen, das ist die „Büscher-Wand“. Mit ihrem Referenzprojekt wollen Hans-Jürgen und Wolfgang Büscher davon nun vor allem die Baubranche überzeugen. Diese gilt in Sachen neue Herstellungsverfahren und Produkte eher als konservativ. Umso wichtiger ist es für die beiden Brüder, jetzt möglichst viele Architekten, Kommunen, Bauherren und mögliche Partner aus der Baubranche mit den Vorzügen der „Büscher-Wand“ bekannt zu machen. Am praktischen Objekt sollen sich alle Interessierten selbst ein Bild von den Einsatzmöglichkeiten und Vorteilen der „Büscher-Wand“ machen können. Durch die Vergabe von Lizenzen will die Unternehmensgruppe Büscher den überregionalen Einsatz ihrer Fertigteiltechnologie fördern. Weitere Informationen dazu können interessierte Unternehmen unter anfordern.

Überzeugende Argumente für die „Büscher-Wand“ gibt es laut Hans-Jürgen und Wolfgang Büscher genug. Schließlich lösen die Recyclingwandelemente mehrere Probleme gleichzeitig: Sie sparen Zukauf und Transport knapper und teurer Rohstoffe wie Sand und Kies, und sie bieten eine echte nachhaltige Wiederverwendung des Abbruchmaterials, das in immer größeren Mengen den Markt überflutet. Die Büschers rechnen vor, dass für den Bau eines Einfamilienhauses rund 200 t recycelter Bauschutt eingesetzt werden können. Schließlich kann der Einsatz der nach Kundenvorgaben digital geplanten, im Werk rationell und ressourcenschonend produzierten und malerfertig vorgerüstet angelieferten Betonfertigteile die Bauzeiten ganz erheblich verkürzen.

 

Wirtschaftlicher Ersatz für Primärrohstoffe

„Unser Ziel ist es, die beim Abriss von Altbauhäusern anfallenden Bau- und Abbruchabfälle wieder in den Wertstoffkreislauf zurückzuführen und so im Sinne eines ,Urban Mining‘ als Rohstoff zu nutzen, um natürliche Ressourcen zu schonen“, sagen die beiden Geschäftsführer. Durch die aufwendige Aufarbeitung und den Wiedereinsatz in der Betonherstellung wird das Abbruchmaterial zum nachhaltigen und wirtschaftlichen Ersatz für Primärrohstoffe.

War Hans-Jürgen Büscher für diese Vision früher mitunter belächelt worden, so sieht er sich heute durch die Ergebnisse jahrelanger Entwicklungsarbeit und die DIBt-Zulassung eindrucksvoll bestätigt: „Mit unserem Verfahren lassen sich Betonfertigteile mit 100 % Natursteinersatz herstellen.“ Zugegeben werden müssen nur noch Wasser, Zement und für die jeweilige Rezeptur geforderte Zuschlagstoffe. „Das gesamte Teil besteht dann zu 75 % aus Recyclingmaterialien. Dieser hohe Anteil ist wirklich einmalig.“

Eine ausführliche Version dieses Beitrags (inkl. Info-Grafiken/nur deutsch) ist im Branchenmagazin „punkum.betonbauteile“
(6. Ausgabe, 2022) zu lesen.

CONTACT

Betonwerk Büscher GmbH & Co. KG

Bült 54

48619 Heek/Germany

+49 2568 388007-77

www.buescher-betonfertigteile.de

https://buescher-betonfertigteile.de/pilotprojekt

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