Problem Wasserknappheit

Projekte zur Wasserwiederverwendung

Während die Europäische Union schon seit 1991 in der Kommunalabwasserrichtlinie die Wiederverwendung von gereinigtem Abwasser propagiert, zeigen manche Landkarten immer noch, dass die Anzahl der Regionen mit Wasserknappheit doch gar nicht so groß ist, wie andere Autoren vehement verkünden. Zu den mit dem Klimawandel und der Wasserknappheit zusammenhängenden Problemen gehören die Versalzung des Grundwassers, kaum vorhersehbare Hochwasserereignisse und auch lange Trockenereignisse. Inzwischen werden weltweit Anstrengungen und Maßnahmen in die Tat umgesetzt, um die auf der Wasserknappheit und den damit zusammenhängenden Problemen basierenden Aufgaben in großen Ballungsräumen in Angriff zu nehmen. Dazu gehören u.a.:

Regenwassermanagement in verdichteten Wohngebieten

Fassaden- und Dachbegrünung

Urban Gardening

Bepflanzte Schallschutzwände

Meerwasserentsalzungsanlagen

Auch die Verwendung von gereinigtem Abwasser in der Landwirtschaft wird in zunehmendem Maße in Erwägung gezogen bzw. angewandt. Keiner der hier angeführten Anwendungen sind technische Grenzen gesetzt, da es möglich ist, selbst aus Abwasser wieder Trinkwasser zu machen, wie dies in Kalifornien oder Namibia bereits seit langer Zeit umgesetzt wird.

Bekannte Projekte zur Reduktion von Wasserknappheit und zur Klimaverbesserung sind die Konzeptionierung von Stadtteilen, bei denen es gleichzeitig zur Reduktion von Wasser- und Energieverbrauch zur Energiegewinnung und Regenwassernutzung kommt. Ein bekanntes Beispiel ist der Umbau von Hammarby Sjöstad, einem Stadtteil von Stockholm in Schweden. Die Maßnahmen hier zielen in erster Linie auf eine Verringerung des Wasserverbrauchs und eine sinnvolle Wiederverwertung bzw. Ableitung von Regenwasser. [1]

Als gutes deutsches Beispiel für gekonntes Regenwassermanagement kann der Wohnpark auf der alten Rennbahn in Hamburg-Farmsen gelten, wo Regenwasser nachhaltig bewirtschaftet wird und gleichzeitig Wasserflächen das Wohnumfeld bereichern und die Wohnqualität positiv beeinflussen. [2]Das bekannteste Projekt einer vertikalen Bepflanzung oder Fassadenbegrünung (Bosco Verticale genannt) sind die beiden Wohntürme Torre E und Torre D in Mailand. Hier ist es der Architekt Stefano Boeri, der diese beiden aufsehenerregenden Bauwerke von 2008 bis 2013 errichtete. Die gesamte Bepflanzung wurde direkt vorgenommen. Die Pflege der als Gemeinschaftsanlage geltenden Bepflanzung erfolgt durch Gärtner und die Bewässerung aus einem im Keller der Gebäude liegenden Brauchwassertank. [3]

Als neueste Entwicklung im Rahmen der Verringerung von Wasserknappheit muss Indoor Farming im urbanen Raum unter Nutzung des Nährstoffpotenzials von Abwasser sowie Wärme und Energie genannt werden. Das bekannteste deutsche Projekt ist das bereits 2013 begonnene Projekt Roof Water Farm in einem Wohnblock in Berlin-Kreuzberg der TU Berlin und des Fraunhofer Instituts Umsicht, das vom BMBF gefördert wurde. Hier werden Gemüse und Früchte kultiviert und gleichzeitig gedeihen Schleien und Welse. Im ersten Schritt wurde im Projekt Grauwasser hygienisch aufbereitet, in die Fischteiche geleitet und mit dem Wasser aus den Teichen wurden dann anschließend die Beete bewässert. Der Abschlussbericht steht zur Verfügung. [4]

Viele der im Bereich Wasser, Abwasser und Stadtplanung tätigen Ingenieure, Naturwissenschaftler und Architekten stehen heute bereit, bereits erfolgreich angewandte Konzepte zur Minimierung der Wasserknappheit und Verbesserung des Stadtklimas in die Tat umzusetzen. Es erfordert nur ein wenig Umdenken im Bereich der kommunalen Planung und möglicher Investoren, um den kommenden Generationen weiter die Nutzung von Wasser einfach und möglich zu machen.

References / Literatur
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