Betonfertigteile und der „Bau-Turbo“
Mit dem sogenannten Bau-Turbo will die deutsche Bundesregierung mehr Tempo ins Baugeschehen bringen. Kürzere Genehmigungsverfahren, digitale Prozesse, vereinfachte Standards – der politische Wunsch nach Beschleunigung ist eindeutig. Angesichts der Herausforderungen im Wohnungsbau, im Infrastrukturbereich und in der Transformation des Gebäudebestands ist das nachvollziehbar. Die Frage ist nur: Reicht die Beschleunigung der Verfahren, um auch den Bau selbst schneller, effizienter und besser zu machen?
In dieser Debatte geraten Betonfertigteile schnell in den Fokus. Als industriell vorgefertigte Systeme stehen sie für planbare Abläufe, kürzere Bauzeiten und hohe Ausführungsqualität. Tatsächlich können Fertigteile dort, wo Abläufe frühzeitig durchdacht werden und ineinandergreifen, ein echter Beschleunigungsfaktor sein. Die serielle Bauweise schafft nicht nur Tempo, sondern auch Präzision – und bietet, richtig eingesetzt, auch Potenzial für ressourcenschonendes und nachhaltiges Bauen.
Gleichzeitig darf man nicht übersehen: So wichtig zügige Verfahren auch sind – sie lösen nicht automatisch die strukturellen Herausforderungen der Branche. Begrenzte Kapazitäten, fehlende Fachkräfte und komplexe Schnittstellen bleiben bestehen. Und betroffen sind nicht nur Behörden, sondern auch Bauunternehmen, Planer, Hersteller und Zulieferer.
Gerade deshalb ist es wichtig, differenziert zu betrachten, was realistisch möglich ist – und wo die Grenzen liegen. Fertigteile sind keine Notlösung, sondern eine durchdachte Antwort auf komplexe Anforderungen. Die Betonfertigteilindustrie ist bereit, ihren Beitrag zu leisten – mit Lösungen, die Effizienz, Qualität und Nachhaltigkeit vereinen. Damit dieses Potenzial zur Entfaltung kommt, braucht es neben politischen Weichenstellungen auch Strukturen, die Innovationen ermöglichen und das partnerschaftliche Miteinander weiter fördern – wie es vielerorts bereits geschieht.
Schneller bauen – ja. Aber bitte mit Substanz und ohne den Nachhaltigkeitsaspekt aus den Augen zu verlieren.
Viel Freude beim Lesen!
Yours,
Ihre Karla Knitter