BetonTage Asia 2016: Fertigteilhersteller treffen sich in Shanghai
Nach Experten-Einschätzung tritt die chinesische Bauindustrie in eine neue Entwicklungsphase ein. Nach einer Phase, die vor allem durch wachsende Volumen der fertiggestellten Gebäudefläche sowohl im Wohnungs- als auch im Büro- und Gewerbebau gekennzeichnet war, folgt nun eine Phase des langsameren Wachstums. Laut Germany Trade and Invest – Gesellschaft für Außenwirtschaft und Standortmarketing (gtai) wurde beispielsweise 2015 der Bau von Wohngebäuden mit einer Gesamtfläche von 1.066,5 Mio. m2 begonnen; im Vorjahr 2014 betrug die Gesamtfläche noch 1.248,8 Mio. m2. Zwar sind die Zahlen nach europäischen Maßstäben immer noch beeindruckend, Experten wollen daraus aber eine rückläufige Tendenz ablesen.
Bei der Umsetzung der aktuellen Bauprojekte rücken nach dem Willen der chinesischen Regierung Umweltverträglichkeit und Nachhaltigkeit verstärkt in den Fokus. Eine wichtige Rolle soll der Betonfertigteilindustrie zukommen. Sie soll dazu beitragen, dass die benötigte Gebäudefläche in kurzer Zeit und auf einem qualitativ hohen Niveau entsteht. Im Jahr 2020 soll der Anteil der Gebäude aus Fertigteilen bei 20 % aller neu gebauten Wohngebäude liegen, im Jahr 2025 bei 50 %.
Parallel zu dieser Entwicklung strebt China zudem eine Modernisierung und Steigerung der Effizienz der eigenen Bauindustrie an.
3D-Druck bis Gradientenbeton
Die Konferenz BetonTage Asia, die in Lizenz von VNU Exhibitions Asia durchgeführt wird, in Kooperation mit dem Veranstalter der deutschen Neu-Ulmer BetonTage, FBF Betondienst, bildete diese Tendenzen in ihrem diesjährigen Tagungsprogramm ab. In zwei Konferenzsälen des Jumeirah Himalayas Hotels, Shanghai, informierten sich am 14. und 15. November 2016 rund 500 Teilnehmer über aktuelle internationale und chinesische Forschungs- und Bauprojekte. Die Vorträge hielten Vertreter von internationalen und chinesischen Hochschulen und Unternehmen.
Exemplarisch für viele chinesische Bauunternehmen steht vermutlich der Baukonzern Arcplus Bei seinen Projekten setzt er zunehmend auf die Betonfertigteilbauweise. Das zeigte in seinem Vortrag Tian Wei vom Forschungszentrum des Konzerns. Habe der Anteil von Fertigteilen an den fertiggestellten Gebäuden 2013 noch bei 15 % gelegen, so seien es im vergangen Jahr 2015 bereits 30 % gewesen.
M. Eng. Franz Wirth stellte in seinem Vortrag am zweiten Veranstaltungstag das DBF-Lab (Digital Building Fabrication Laboratory) an der TU Braunschweig vor. Hoch interessant: die Forschungsarbeit mit einer neuen Anlage, zu der sowohl eine CNC-Maschine als auch ein Roboter gehören, eine Art 3D-Betondrucker, Version 2.0 – eine am Roboterarm befestigte Düse sprüht Beton gegen einen ebenfalls frei im Raum beweglichen Schild.
Einen umfassenden Überblick über aktuelle Themen der Forschung in Deutschland gab beim Podium „Architectural Design“ am Nachmittag des zweiten Konferenztags Lu Yi von der Sino-German Sustainable Urbanism and Architecture Association, ein chinesisch-deutscher Verein zur Förderung von Wissenschaft und Forschung im Bereich der nachhaltigen Stadtentwicklung und Architektur. Der Überblick umfasste Themengebiete wie Gradientenbeton, Recyclingbeton, Textilbewehrung und UHPC.
Begleitende Messe und Werksbesuch
Begleitend zur Konferenz im Jumeirah Himalayas Hotel fand in den Hallen N2 und N3 des gegenüberliegenden Shanghai International Expo Center auf einer Fläche von 12.000 m2 die Messe „Shanghai International Building Industrialization Exhibition“ statt. Zu den rund 180 Ausstellern aus aller Welt gehörten auch Ebawe Anlagentechnik, mbk Maschinenbau, Peikko, Idat, Dlubal Software, Trimble Inc., Unitechnik Systems. Die Zahl der Besucher beziffert der Organisator VNU Exhibitions Asia auf rund 30.000 Personen.
Abgerundet wurden das hervorragende Programm von Konferenz und Messe durch eine Besichtigung im Werk von Shanghai Yuhui Residential Industrial Co., Ltd., einem führenden Hersteller von Betonfertigteilen für den Wohnhochbau.
Text: Christian Jahn, M. A.
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