BetonTage 2019: „Verändern, wenn’s läuft“
Dr. Peter Kreuz ist Unternehmer, SPIEGEL-Bestsellerautor und Gründer der Initiative „Rebels at Work“. Niemand könnte besser über Innovation, neue Perspektiven und das Brechen mit verstaubten Konventionen sprechen als Kreuz. Die Zeitung „Financial Times“ vergleicht den promovierten Sozial- und Wirtschaftswissenschafter und ehemaligen Managementprofessor der Wirtschaftsuniversität Wien mit einem Streichholz, das andere entzündet.
Für die 63. BetonTage konnte Dr. Kreuz als Eröffnungsredner gewonnen werden. BFT International hat ihm vor dem Kongress schon einmal einige Fragen gestellt.
BFT International: „Verändern, wenn´s läuft“, so heißt Ihr Keynote-Vortrag bei den 63. BetonTagen am 19.02.2019. Worauf können sich die Teilnehmer freuen?
Peter Kreuz: Ich möchte die Teilnehmer ermutigen, vergessen zu lernen. Es mag paradox klingen, aber die Fähigkeit zu vergessen, einmal Gelerntes wieder beiseite zu legen, wird in unserer Geschäftswelt immer mehr zu einem entscheidenden Erfolgsfaktor. Und ich sehe es immer wieder in den Unternehmen, mit denen ich zusammenarbeite: Die größte Schwierigkeit besteht nicht darin, Leute dazu zu bewegen, neue Ideen anzunehmen, sondern alte zu vergessen. In den Köpfen steckt immer noch die Überlegung: „Aber es funktioniert doch noch. Warum sollen wir etwas ändern, warum sollen wir die Erfolgsrezepte, die gestern noch gefruchtet haben, heute in Frage stellen?“ Doch müssen wir genau das tun.
Dauerhaft erfolgreich zu sein, heißt auf dem Höhepunkt des Erfolgs schon etwas Neues zu wagen, das Neue auch wollen, obwohl nicht sicher ist, ob es denselben Erfolg haben wird wie das Alte.
BFT International: Ist das Traditionelle, das Herkömmliche denn so schlecht?
Peter Kreuz: Nein, überhaupt nicht. Problematisch wird es immer dann, wenn Verhaltensmuster, die bislang funktioniert haben und die den Erfolg des Unternehmens begründet haben, zu heiligen Kühen werden. Die Bereitschaft, traditionelle Überzeugungen zu hinterfragen, konventionelle Erfolgsmuster zu attackieren, intellektuelle Zwangsjacken abzustreifen und Denkgrenzen zu sprengen, muss sehr viel mehr zur Selbstverständlichkeit werden.
BFT International: Wie kann man das vorantreiben?
Peter Kreuz: Wir müssen in unseren Unternehmen mehr bunte Hunde und kritische Geister zulassen. Variantenreichtum, nicht Einheitlichkeit, ist die Grundlage für Erfolg.
BFT International: Andersdenker, bunte Hunde und kritische Geister haben eines gemeinsam. Sie sind unangepasst und wollen verändern. Warum sollte man so jemandem einen Job geben?
Peter Kreuz: Das Problem liegt auf der Hand: Solche Leute muss man erst einmal aushalten können. Die haben Ecken und Kanten, hinterfragen hartnäckig und geben sich nicht mit einem einfachen Nein zufrieden. Das ist anstrengend und darauf hat man in vielen Unternehmen gar keine Lust. Deshalb sind Menschen, die den Status quo in Frage stellen, oftmals ähnlich beliebt wie Kettenraucher im Großraumbüro. Gelebter Irrsinn zum Quadrat ist, dass viele Unternehmen Ideenreichtum von den Mitarbeitern fordern, tatsächlich aber Anpassung belohnen.
BFT International: Was können Chefs tun, damit sich ein solches Denken und Handeln stärker verbreitet?
Peter Kreuz: Der Managementvordenker Peter Drucker hat es mal so ausgedrückt: ‚90 % dessen, was wir Management nennen, bedeutet, den eigenen Mitarbeitern im Weg zu stehen.’ Das ist das Problem vieler Führungskräfte. Sie sehen ihren Job nicht darin, die notwendigen Voraussetzungen zu schaffen, die es braucht, um ein solches Denken und Handeln zu entfesseln.
BFT International: Was müssen Chefs bei der Führung ihrer Mitarbeiter künftig stärker beachten?
Peter Kreuz: Ein enges Regelwerk erzieht Menschen dazu, Regelbefolger zu werden. Das wäre schon ein guter Ansatzpunkt für die Führungsarbeit: Welche Regel können wir weglassen? Welchen Prozess können wir radikal vereinfachen? Auf welche Formulare können wir komplett verzichten? Aufräumen, radikal entrümpeln, mental durchlüften! Alles aus dem Weg räumen, worüber Mitarbeiter sich ärgern und was sie davon abhält, ihre Arbeit fokussiert und mit Engagement zu machen.
BFT International: Wie lässt sich konkret dagegen angehen?
Peter Kreuz: Ein Kunde von mir führt einen Mitarbeiterwettbewerb mit dem Namen „Kill a Stupid Rule“ durch. Das Vorgehen ist sehr clever: Die Mitarbeiter werden gebeten, überflüssige Regeln, unnütze Prozesse, keinen Wert liefernde Meetings zu identifizieren und einen Weg vorzuschlagen, wie man ohne diese auskommen könnte. Das löst eine bürokratische Entschlackungskur aus, die Wunder wirkt. Das finde ich vorbildlich.
BFT International: Gibt es einen Satz, der Sie treffend beschreibt?
Peter Kreuz: „Bildreich und frech plädiert er dafür, anders zu denken und wieder Mut, Spaß und Leidenschaft in den Wirtschaftsalltag zu bringen“, hat die Zeitschrift „Manager Magazin“ einmal über mich geschrieben. Das finde ich ziemlich gut getroffen.
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