15 Jahre Forschung für Infraleichtbeton –
Auf dem Weg in die Praxis

In den letzten Jahrzehnten führten ökologische und ökonomische Zielvorgaben zu höheren energetischen Anforderungen im Hochbau. Das Anbringen von zusätzlichen Dämmmaterialien auf die tragende Struktur ist die zurzeit am häufigsten eingesetzte Methode, um diese Anforderungen zu erfüllen. Daraus resultierende wirtschaftliche Einsparungen beim Heizen und Kühlen während der Gebäudenutzung werden dabei als nachhaltig bezeichnet. Über den Lebenszyklus betrachtet ist jedoch die Herstellung und Entsorgung von Dämmstoffen aus Kunststoffen aus ökologischer und ökonomischer Hinsicht weniger nachhaltig. Solche mit der Wand verklebten Dämmstoffe sind wartungsintensiv, bei Abriss oder Sanierung schwer zu trennen und müssen daher speziell entsorgt werden.

Die Verwendung von Infraleichtbeton (ILC) ist eine vielversprechende Alternative. Seit 15 Jahren wird am Fachgebiet „Entwerfen und Konstruieren – Massivbau“ bei den Bauingenieuren der TU Berlin auf diesem Gebiet geforscht. Infraleichtbeton ist eine tragende Wärmedämmung, die einfaches und baukulturell wertvolles Bauen ermöglicht. Ausgangspunkt für diesen Ansatz ist die Einsicht, dass Wärmedämmung, solange wir noch auf sie angewiesen sind, dauerhaft und wiederverwendbar sein muss. Vor allem aber wird das Bauen wieder einfach. Viele derzeit nötige, komplexe und fehleranfällige konstruktive Lösungen für den Anschluss von Fenstern und Fassaden sowie thermische Trennungen zwischen Außen- und Innenbauteilen können entfallen. Infraleichtbeton führt zu großer gestalterischer Freiheit und erlaubt Beton wieder werkstoffgerecht einzusetzen. Verschiedene Beispiele aus der Praxis zeigen das weit reichende Anwendungspotential und erlauben einen vielversprechenden Ausblick für das Bauwesen.

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