IZB: Architekturpreis und DGNB-Zertifikat für Berliner Gebäude

Das Bürogebäude von Miller & Maranta am Hamburger Bahnhof in Berlin erhielt nicht nur den Architekturpreis Beton 2017, sondern auch Zertifikate der DGNB in Platin und Diamant (Figure: Ruedi Walti)

Das Bürogebäude von Miller & Maranta am Hamburger Bahnhof in Berlin erhielt nicht nur den Architekturpreis Beton 2017, sondern auch Zertifikate der DGNB in Platin und Diamant (Figure: Ruedi Walti)
Was tun in einer städtebaulich zentralen und schwierigen Lage, wo die Nachbarschaft sehr heterogen oder noch gar nicht gestaltet ist? Wo die Bautätigkeiten genau beäugt werden, wo von vertaner Chance und Banalität die Rede ist, aber zugleich auch preisgekrönte und vielbesprochene Gebäude gewachsen sind und mit der „Europacity“ eines der wichtigsten Entwicklungsareale Berlins noch lange nicht abgeschlossen ist?

Hinter dem Hamburger Bahnhof, in unmittelbarer Nachbarschaft zum Tour Total und dem 50-Hertz-Gebäude, entschieden sich Miller & Maranta für einen klaren, wohlproportionierten Stadtbaustein. Die Längsseiten des schmalen, langgestreckten Baus reagieren je nach Gegenüber unterschiedlich; unter anderem dadurch konnten sich die Schweizer Architekten im Wettbewerb 2011 für das Büro- und Galeriegebäude gegen andere namhafte Kollegen durchsetzen. Die Jury bescheinigte dem Entwurf „zeitlose urbane Eleganz“ und eine „subtile Interpretation der Dualität von Wasser- und Platzseite“. Auch die innere Organisation überzeugte; so zeigte sich Berlins Senatsbaudirektorin Regula Lüscher von „der offenen Gestaltung des Erdgeschosses“ sehr angetan. Dieser Bereich beherbergt ein Restaurant und Flächen für Ausstellungen oder Konferenzen. Mittig verbindet ein offenes Treppenhaus die fünf weiteren Etagen; nicht nur Erschließung, sondern auch Kommunikationszone für alle, die hier Büroflächen gemietet haben. Diese sind – ein weiterer Pluspunkt – durch ein flexibles Raumraster vielfältig aufteilbar. Im Kern liegen die Nebenräume, die Arbeitsplätze außen erhalten viel Tageslicht von Osten und Westen.

Beton für eleganten Auftritt

Maßgeblich für den eleganten Auftritt des Baus ist ein fugenloses Betongitter aus Pfosten und Riegeln, das als eigenständige Tragstruktur vor der tatsächlichen Gebäudehülle steht. Sie wurde in Ortbeton ausgeführt; das Material für den gesamten Bau überwiegend in Berlin produziert. Auf der Eingangsseite, zu Bahngleisen und zum Vorplatz hin betonen die Architekten durch fein gearbeitete Vertikallinien die horizontale und „dynamische Ausrichtung“ der Fassade. Der Bau wirkt „geerdet“. Zum Wasser werden die Vertikalen stärker, in der Erdgeschosszone verläuft ein Arkadengang.

Die Tragstruktur des eigentlichen Gebäudes besteht ebenfalls größtenteils aus Ortbeton, vereinzelt wurden Fertigteile wie Treppenelemente mit der Struktur vergossen. Innen dominieren Sichtbetonflächen an Wänden und Decken, deren feine Qualität die Jury des Architekturpreis Beton 2017 ins Schwärmen geraten ließ: In der Begründung für die Verleihung einer Anerkennung schreibt sie von einem „Musterbeispiel Schweizer Betonbaukunst“.

Um die selbstgesetzten Ansprüche an Ästhetik, Verarbeitbarkeit, Festigkeit und Dauerhaftigkeit zu erfüllen, stellten die Planer ein eigenes, interdisziplinäres Sichtbetonteam zusammen, dem Vertreter der Bauleitung, der Tragwerksplaner, der Rohbaufirma und auch ein Betonexperte aus München angehörten. Im Labor wurde eine spezielle Betonzusammensetzung entwickelt, um die passende Festigkeit zu erreichen und Farbabstufungen weitgehend einzuschränken. „Es war uns wichtig, ohne Zusatz von künstlichen Farbstoffen zu arbeiten und mit natürlichen Zuschlägen wie Marmormehl einen möglichst hellen, homogenen Ton zu treffen,“ erläutert der Projektleiter Harris Iliadis. Im 1:1 Modell wurde auf der Baustelle erst getestet, bevor es an den eigentlichen Bau ging.

DGNB-Weihen in Platin und Diamant

Für das ausgefeilte Energiekonzept spielte der Baustoff mit seiner hohen Speicherkapazität ebenfalls eine wohlüberlegte Rolle. Die Haustechnik (unter anderem Photovoltaik auf dem Gründach und Wärmerückgewinnung) sollte lediglich der „Feinjustierung“ dienen, das Gebäude selbst „verrichtet den Haupanteil der Arbeit“, erklären die Architekten. Erfolgreich, denn alle Maßnahmen zusammen führten zu DGNB-Weihen in Platin und Diamant, Bestnoten also für die ökonomischen, ökologischen, sozialen und technischen Standards dieses Hauses.

Und noch etwas betonen Miller & Maranta abschließend: die spürbare Freude aller während des Planungsprozesses, an etwas Besonderem arbeiten zu dürfen.

 

CONTACT

InformationsZentrum Beton GmbH

Steinhof 39

40699 Erkrath/Germany

+49 211 28048-1

www.beton.org

www.concretedesigncompetition.de

Thematisch passende Artikel:

Ausgabe 07/2023 INFORMATIONSZENTRUM BETON

Architekturpreis Beton 2023 entschieden

Die Gewinner des Architekturpreis Beton 2023 stehen fest: Aus insgesamt 188 Einsendungen hat die interdisziplinär besetzte Jury jeweils vier Preisträger und Anerkennungen ausgewählt. Zentrales...

mehr

Architekturpreis Beton 2017 ausgelobt

Das InformationsZentrum Beton lobt in Kooperation mit dem Bund Deutscher Architekten BDA den Architekturpreis Beton 2017 aus. Als einer der ältesten und renommiertesten Architekturpreise in...

mehr
Ausgabe 08/2015 InformationsZentrum Beton

Betonmarketing wird zu IZB

Am 01. Juli feierte die Zement- und Betonindustrie auf Zeche Zollverein in Essen die Gründung des neuen InformationsZentrums Beton (IZB). Die drei bisherigen regionalen Betonmarketing-Gesellschaften...

mehr

IZB: Fachtagungen Sichtbeton 2020

Zum Thema Sichtbeton führt das InformationsZentrum Beton im Frühjahr 2020 Fachtagungen in Weimar, Rendsburg, Bremen und Hannover durch. Beton bietet wie kein anderer Baustoff viele positive...

mehr

IZB: Broschüre „Richtig betonieren“ neu aufgelegt

Das InformationsZentrum Beton hat in Zusammenarbeit mit dem Bundesverband Transportbeton (BTB) die Arbeitshilfe für die Baustelle "Richtig betonieren - so geht’s" neu aufgelegt. Die „Grundregeln“...

mehr