Neubau von barrierefreien Hochbahnsteigen in Frankfurt

Die Modernisierung der im Innenstadtbereich von Frankfurt (Nordend) gelegenen Stadtbahn-Haltestelle „Musterschule“ ist Teil eines umfangreichen Bauprojekts der  Verkehrsgesellschaft Frankfurt am Main mbH (VGF). Durch den Einsatz neuer Stadtbahnfahrzeuge war die Neugestaltung der U5-Haltestellen mit Hochbahnsteigen von der Konstablerwache bis nach Preungesheim erforderlich. Für die Planung der Station „Musterschule“ wurde 2009 ein architektonischer Realisierungswettbewerb ausgelobt, aus dem Kölling Architekten BDA und Just/Burgeff Architekten BDA als erste Preisträger hervorgingen.

Die komplette Detail- und Ausführungsplanung für den rund 74 m langen und bis zu 4,50 m breiten Bahnsteig erfolgte mittels der 3D-Software MicroStation. Moritz Kölling: „So konnten wir das Geländegefälle vor Ort problemlos berücksichtigen und die individuellen Maße jedes einzelnen Elements präzise und millimetergenau planen.“ Das Fundament des Hochbahnsteigs besteht aus Ortbeton, darauf wurde eine Sauberkeitsschicht aufgebracht, bevor die Stufen und die vom Betonfertigteil-Spezialisten Hering Bau, Burbach, vorgefertigten Bahnsteigkanten-Elementen geliefert und innerhalb von drei Tagen eingebaut wurden. Dabei gab es zahlreiche Vorgaben zu erfüllen. Die Oberfläche der Bahnsteigkanten hatte optisch genauso auszusehen wie die Oberfläche der Pflasterung. Darüber hinaus wurden taktile Leitstreifen und optische Keramikelemente in die Bauteile integriert.

32 Bahnsteigkanten-Elemente mit teils individuellen Maßen und komplexen Geometrien plante und fertigte das Unternehmen im Werk Burbach für das Projekt Musterschule. Die bis zu  4,5 t schweren Bauteile sind 4,50 bis 5 m lang sowie 78 beziehungsweise im barrierefreien Bereich 98 cm hoch und verfügen über einen anbetonierten Schenkel mit 90 cm Auskragung.

 

Oberflächengestaltung und Zusatzfunktionen

Um eine einheitliche Oberflächenoptik zu erzielen, führten die Experten der Firmen Hering Bau gemeinsam mit  Rinn Beton- und Naturstein GmbH & Co. KG, Heuchelheim, – diese lieferte die Beton-Pflastersteine für das Projekt – umfangreiche Tests und Bemusterungen zu Farbe, Gesteinskörnungen und Rezepturen durch. Schließlich erwies sich ein leicht dunkelgrau eingefärbter Beton mit fein sandgestrahlter Oberfläche als Ideallösung.

Alle sichtbaren Flächen der Bahnsteigkanten – vertikal zur Fahrbahn hin sowie die horizontale Lauffläche – wurden im Anschluss an den Betonier-Vorgang im Werk manuell sandgestrahlt. Eine weitere Besonderheit erläutert Thomas Reh, Verantwortlich für Vertrieb und Marketing bei Hering Bau: „In die Betonelemente integriert wurde ein Streifen aus rötlich eingefärbten betoShell-Textilbeton mit lichtreflektierenden Eigenschaften. Dieser macht vorbeifahrende Pkw auf den Bahnsteig aufmerksam und erhöht somit die Sicherheit der dort wartenden Fahrgäste. Das ursprünglich für solche Anwendungsfälle entwickelte Reflexbeton-Material wurde in diesem Projekt erstmals im Infrastrukturbereich als Leitsystem verwendet.“ Nicht zuletzt wurde in die Oberfläche der Bahnsteigkanten-Elemente ein weiteres Signalkonzept integriert. Im Bereich des tieferen Einstiegsniveaus (60 cm) wurden – in entsprechende Aussparungen im Fertigteil – runde, gelbe Fliesen integriert, die Fahrgäste gezielt auf den zu überbrückenden Höhenunterschied beim Einstieg aufmerksam machen.

 

Frost-/Tausalz-beständige Betonrezeptur

Bei der Wahl der optimalen Oberflächen-Gestaltung war darüber hinaus auch eine hohe Frost/Tauwasserbeständigkeit gefordert, um kältebedingte Schäden an Bahnsteigoberfläche zu vermeiden – zum Beispiel Abplatzungen durch Carbonatisierung. Um die hohen Anforderungen zu erfüllen, entwickelte Hering Bau für den Bahnsteig eine spezielle Betonrezeptur. Mit einer Oberflächen-Abwitterung von 49 bis 228 g/m² liegt der eingesetzte Beton weit unter den in der ZTV-ING (Zusätzliche Technische Vertragsbedingungen und Richtlinien für Ingenieurbauten) geforderten Werten von 1.500 g/m² – was die Anforderungen an die Dauerhaftigkeit und somit die Voraussetzungen für eine lange schadenfreie Nutzung gewährleistet.

Um den neuen Bahnsteig harmonisch ins gewachsene Stadtbild an der Eckenheimer Landstraße zu integrieren und an den dort verlegten Standard-Betonstein anzuschließen, wurden Bahnsteig und Umfeld bis hin zur Wohnbebauung im rückwärtigen Bereich mit einem gräulichen Betonpflasterstein-Belag mit sandgestrahlter Oberfläche ausgeführt. Produziert, geliefert und liegend verlegt wurden die Betonsteine in den Formaten 80 x 30 cm sowie 45 x 30 cm von der genannten Firma Rinn. Die zwei Steinformate weisen optisch schnell erkennbar auf die verschiedenen Funktionsbereiche hin – Bahnsteig, Bürgersteig und Straße. „Durch die enge Abstimmung von Pflastersteinen und Fertigteil-Elementen konnten wir insgesamt ein stimmiges Gesamtbild der Oberflächen-Materialität erzielen“, erklärt Benjamin Hack, Projektverantwortlicher bei Rinn.

 

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