Prognose der deutschen Zementindustrie

Mit Skepsis bewertet die deutsche Zementindustrie die Aussichten der Branche im kommenden Jahr. Die bisher von der Regierung getroffenen Maßnahmen bieten jedoch nach Einschätzung der Zementhersteller Chancen, die konjunkturellen Abwärtstendenzen abzufedern, die sich als Folge der globalen Finanzmarktkrise abzeichnen. 
„Die Potenziale, insbesondere für Bauwirtschaft und Baustoffindustrie, sind vorhanden. Ihre Nutzung kann dazu beitragen, die gesamtwirtschaftlichen Probleme in den Griff zu bekommen“, so Dr. Martin Schneider, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Zementindustrie (BDZ). „Wir gehen davon aus, dass die beabsichtigten konjunkturfördernden Maßnahmen auf europäischer und nationaler Ebene dazu geeignet sind, die Folgen der globalen Krise abzumildern.“ Sorgen bereiten den Zementherstellern allerdings die stark gestiegenen Energiekosten und die künftige Ausgestaltung des Emissionshandels. Um die Wettbewerbsfähigkeit der Branche zu sichern, sei es besonders wichtig, dass sich bei den Verhandlungen in Brüssel die Position der Bundesregierung durchsetze. Danach würden die Zementindustrie und andere CO2-intensive Industrien die Kriterien erfüllen, dauerhaft von der Verpflichtung zu einer Ersteigerung von CO2-Emissionsrechten ausgenommen zu werden.
Angesichts der Finanzkrise, die zu Jahresanfang noch nicht absehbar war, revidiert die Branche ihre ursprüng-liche Prognose für den inländischen Zementverbrauch in 2008 von +5  % auf einen Anstieg von nur noch 1 bis 2  %. Für das nächste Jahr geht die Zementindustrie dann allerdings von einem Rückgang des Zementverbrauchs gegenüber dem laufenden Jahr um 3 bis 4  % aus. Dieser ungünstige Trend wird sich voraussichtlich erst im zweiten Halbjahr 2009 in aller Deutlichkeit durchsetzen.
Nach den Erwartungen des BDZ wird die Entwicklung der drei zentralen Baubereiche erneut unterschiedlich verlaufen. Insgesamt geht die Branche davon aus, dass die Zementnachfrage für den Wohnungsbau in 2008 weiter zurückgehen wird. Nachdem die Aktivitäten hier im Jahr 2007 bereits auf einen neuen Tiefstand gefallen waren, sanken die Genehmigungen im Eigenheimbau in den ersten neun Monaten 2008 noch einmal um fast 4  % unter den Vorjahreswert. Erfreulich war andererseits der positive Trend im Nicht-Wohnbau, der inzwischen für die Zementindustrie zum wichtigsten Nachfragesegment geworden ist. Fast 40  % des gesamten Zementverbrauchs entfällt mittlerweile auf diesen Marktsektor, während der Anteil des Wohnungsbaus dagegen auf 25  % zurückfiel. Die Genehmigungen im Nicht-Wohnbau liegen im laufenden Jahr bis einschließlich September mit einem Zuwachs von fast 14  % deutlich über dem Vorjahresvolumen. Allerdings blieb die Entwicklung der Auftragseingänge zuletzt hinter den Baugenehmigungen zurück. Schwer abschätzbar ist hier, inwieweit geplante Bauten nur zeitlich verschoben oder ganz aufgegeben werden. Für 2008 geht der BDZ dennoch von positiven Wachstumseffekten für die Zementnachfrage aus diesem Bausektor aus. In 2009 könnte die nach derzeitigem Stand eher zurückhaltende Investitionsbereitschaft der Unternehmen hier für eine rückläufige Nachfrage sorgen.
Positive Impulse zur Abfederung des konjunkturellen Abschwungs erwartet die Zementindustrie insbesondere aus dem Tiefbau. Durch die geplante Aufstockung der Investitionen des Bundes in die Infrastruktur im Bereich von Autobahnen und Bundesstraßen um jeweils 1 Mrd. Euro in 2009 und 2010 könnten zahlreiche baureife Projekte nunmehr realisiert werden. Der BDZ fordert, dass in Zeiten einer lahmenden Konjunktur gerade angesichts der sich verschärfenden Engpässe im Straßengüterverkehr Infrastrukturinvestitionen verstärkt werden, um den Logistikstandort Deutschland nicht zu einem Hemmschuh für ein künftiges Wirtschaftswachstum werden zu lassen.

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