SLG

Werkleitertagung 2018 – rund und in Farbe

Es gibt Veranstaltungen, die sind geradezu Selbstläufer. Die SLG-Werkleitertagung ist so eine Veranstaltung. Wie selbstverständlich nehmen daran jedes Jahr rund 100 Werkleiter, Maschinenführer, Geschäftsführer und andere Vertreter von deutschen Betonwarenherstellern sowie von Zulieferunternehmen teil. Die Möglichkeit zum Austausch unter Branchenfachleuten ist ein Grund für die regelmäßig hohen Teilnehmerzahlen; die SLG-Werkleitertagung ist aber vor allem deshalb ein Selbstläufer, weil es den Organisatoren immer wieder gelingt, ein anspruchsvolles und abwechslungsreiches Weiterbildungs- und Rahmenprogramm zusammenzustellen.

Das war auch am 25. und 26. Januar dieses Jahres nicht anders. Diesmal hatte die Dyckerhoff GmbH die Rolle des Gastgebers übernommen und die Teilnehmer nach Wiesbaden eingeladen. Im Dyckerhoff-Info-Zentrum auf dem Gelände des Zementwerks Amöneburg fand am ersten Tag und am Vormittag des zweiten Tags die Vortragsveranstaltung statt. Schwerpunktthema waren in diesem Jahr „Farbige Betonpflastersteine“ – gesponsert wurde die Veranstaltung durch den Gastgeber und die Harold Scholz & Co. GmbH.

 

Von Grau- bis CSA-Zement

Im ersten Vortrag ging Klaus Neu, Bauberater bei Dyckerhoff, auf „Grauzemente für Betonwaren“ ein. Nach einem Überblick über die Entwicklung der Anforderungen an Betonwaren seit dem Ende der 1950er Jahre durch die Jahrzehnte – mit dem Wechsel von der Druckfestigkeit zur Spaltzugfestigkeit als entscheidendem Anforderungskriterium mit Einführung der DIN 1338 und DIN 1339 – schloss Neu mit der Empfehlung, heute Zemente mit verhältnismäßig geringerer Festigkeitsklasse einzusetzen, zum Beispiel einen CEM 42,5, dafür aber in größerer Menge, und zugleich den w/z-Wert im Kernbeton niedriger anzusetzen.

Dipl.-Ing. Stefan Heeß und Dipl.-Ing. Christian Bechtoldt gingen in ihrem Doppelvortrag ein auf „Weißzemente und Spezialbindemittel für anspruchsvolle Rezepturen“. Unter anderem riefen die Experten das Helio Clean-Projekt in Erinnerung. Auf dem Dyckerhoff-Gelände in Wiesbaden war eine Testfläche errichtet worden aus Beton mit einer mit Titandioxid behandelten Oberfläche. 2012 wurde an dieser Fläche ein NOx-Abbau in Höhe von 50 % nachgewiesen, 2016 ein NOx-Abbau in Höhe von immerhin noch 30 %. An einem weiteren Demonstrator, bei dem sowohl Teile einer Häuserfassade als auch das davor verlegte Pflaster teilweise mit Titandioxid versehen sind, wird in den kommenden Jahren der NOx-Abbau gemessen. Ein weiteres Thema, auf das Heeß und Bechtoldt eingingen, waren Calciumsulfoaluminat-Zemente (CSA-Zemente), durch die die CO2-Bilanz von Beton verbessert werden kann. Der Buzzi Unicem-Konzern, zu dem auch Dyckerhoff gehört, hat diese Zemente sehr intensiv erforscht und mit „Next Base“ einen CSA-Zement im Produktportfolio. Die CSA-Zemente zeichnen sich durch hohe Frühfestigkeit, geringes Schwinden und einen hohen Sulfatwiderstand aus.

 

Wettstreit der Pigmentformen

Dr. Peter Weber und Helmut Faber von der Harold Scholz & Co. GmbH gingen in ihrem Doppelvortrag „Wettstreit der Pigmentformen“ unter anderem ein auf die unterschiedlichen üblichen Pigmentformen und auf die Entwicklung der Pigmentdosierung. Weber stellte unter anderem das neue Produkt ETD-Granulat vor; laut Weber schließt es schneller auf als herkömmliches Granulat und entwickelt bis zu 100 % Farbkraft, ebenfalls deutlich mehr als herkömmliches Granulat. Nach einem Exkurs zur Entwicklung der Pigmentdosierung stellte Faber schließlich die „GraPaDos“-Anlage (Granulat-Partenstein-Dosieranlage) von Harold Scholz zur Dosierung von Granulat vor. Ein großer Vorteil sei, dass die sonst üblichen Rohrleitungen unterhalb der Farbcontainer entfielen, da die Waage unter den Containern hin und her verfahre und die Farbe „einsammle“. Dadurch seien geringe Bauhöhen und -breiten bei den Anlagen möglich. Die Container der Anlage enthielten zudem das Anderthalbfache der Menge, die ein Big Bag enthalte.

Den zweiten Veranstaltungstag eröffnete Sebastian Stein von der Rhein-Chemotechnik GmbH. In seinem Vortrag „Anforderungen an den Herstellungsprozess farbiger Betonwaren“ zeigte Stein detailliert auf, welche Schwierigkeiten es bei welchem Produktionsschritt zu beachten gilt, angefangen bei Dosiergenauigkeit und -zeitpunkten über die Abstimmung von Betonmenge und Mischertakt mit der Taktzeit des Steinfertigers bis hin zum Einfluss von Kondensation und Verdunstung auf den Vorsatzbeton in der Klimakammer.

Im Anschluss stellte Ard-Jan Derkink von der Rekers GmbH Maschinen- und Anlagenbau die heute üblichen „Systeme zur Herstellung von Multicolour-Betonprodukten“ vor. Die populärsten Systeme sind das Color Mix-Ziehblech, das sich auch für Nachrüstungen von Steinfertigern eignet, und die Color Blending-Vorrichtung, mit der bei Rekers-Anlagen bis zu sechs Farben exakt dosiert und auf der Betonmischung platziert werden können.

 

Sicherheitsrisiko Mensch

Den Abschluss des zweiten Vortragstags machte Manfred Müller, Leiter der Flugsicherheitsforschung der Lufthansa AG. In einem kurzweiligen Vortrag rief er den Teilnehmern der Werkleitertagung in Erinnerung, welche Risiken in der Produktion lauern und wie sie eingedämmt werden können und müssen.

Im Rahmenprogramm konnte die SLG-Werkleitertagung 2018 mit weiteren Highlights punkten: Am Abend des ersten Veranstaltungstags besuchten die Teilnehmer die Baustelle des fast fertiggestellten RheinMain Congress Centrums (RMCC) in Wiesbaden, in dessen Außenbereich hochwertiges Pflaster von Hersteller Rinn verlegt wird. Der zweite Höhepunkt war der Besuch des Wilhelm Dyckerhoff Instituts am Ende des zweiten Veranstaltungstags.

Gastgeber Dyckerhoff organisierte die gesamte Veranstaltung reibungslos und so, dass sich alle Teilnehmer wohl fühlten. Nur ein Beispiel für die sehr aufmerksame Planung und Durchführung: Nach dem Baustellenbesuch wurden die Tagungsteilnehmer am Eingang des Restaurants bereits mit einem frisch gezapften Pils zum Abendessen erwartet.

Text: Christian Jahn, M. A.

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