Sieger im GdW-Ausschreibungsverfahren für seriellen und modularen Wohnungsbau

Warum wir den Optimus entwickelt haben

Im Sommer 2008 haben wir (B. Hullak und J. Rannow) beschlossen, aus zwei kleinen Architekturbüros ein größeres zu machen. Inzwischen, nach zahlreichen Schleifen, Tests, Erfolgen und Misserfolgen, sehen wir die Entwicklungsrichtung, die aus den damaligen Überlegungen und den Erfahrungen der vergangenen 11 Jahre für uns die passende ist. Vieles ist anders, nicht alles besser geworden. Jedoch betrachten wir den Transformationsprozess mit Optimismus.

Seit 01.01.2020 gehen wir wieder getrennte Wege. Jens Rannow widmet sich mit seiner Firma teamrannow verstärkt und konsequenter als früher dem Thema Architektur als Produkt, denn die Wirtschaft, auch die Kreativwirtschaft, wird sich radikal verändern. In der Bauwirtschaft werden Information, Human Resources und Netzwerke auf der einen, Bezahlbarkeit, Klima, Energie und Nachhaltigkeit auf der anderen Seite die kommenden Faktoren des Planens und Bauens werden.

Die Evolution lehrt uns, dass Wandel das Wesen jeder Gesellschaft ist. Zukunft ist dabei die logische Richtung. Folgen wir den Gesetzen der Thermodynamik, lässt sich Zukunft als eine Richtung der Zeit beschreiben, in der sich die Entropie erhöht. Entropie ist in der Thermodynamik der Anteil der Energie, der nicht für zusätzliche Aufgaben verwendet werden kann. Wenn die Strukturen und Prozesse in einem Gesellschaftssystem jedoch immer mehr Aufwand benötigen – bis dahin, dass für die eigentliche Aufgabe des Systems keine Energie mehr übrig bleibt –, steht das System vor der Überlastung. Die Arbeit der letzten Jahre war geprägt von der Suche nach der Reduktion der Entropie, von einer erweiterten Betrachtung von Architektur: über das Projekt hinaus hin zum Produkt.

Die Trennung von Planen und Bauen war bisher und ist wohl noch immer eine große Maxime der Architektenschaft. Doch die Einflüsse, die auf unseren Beruf einwirken, verschieben sein Wesen bereits jetzt vom Prinzip Prozess hin zum Produkt. Also weg von der Möglichkeit des Einwirkens, „bis der Beton hart ist“, hin zum bestellbaren, durchdachten und möglichst fertig produzierten Bauwerk (wir schulden ein mangelfreies Werk!). Die Möglichkeiten der Fertigung fließen in den Design-Prozess „design for fabrication“ direkt mit ein. Schnittstellen werden minimiert, die Entropie reduziert. Das ist nur möglich, wenn die Planer, der Kunde und die ausführenden Firmen auf Augenhöhe zusammenarbeiten, sich zuhören, ergänzen und gegenseitig inspirieren.

Das, was wir bei Dachumbauten über schnellste Umsetzung gelernt haben, kombiniert mit dem Know-how des Industriellen Bauens, hat uns zu unserem Konzept für schnelles, serielles/modulares Planen und Bauen geführt. Auf unseren Beitrag „Optimus“, den wir gemeinsam mit der Ed. Züblin AG entwickelt haben, sind wir stolz. Die Beschäftigung mit dem Thema Serie bringt uns Ein- und Ausblicke in das Planen und Bauen von morgen. Wir ahnen, was kommen könnte, sehen, was derzeit schon geht, aber auch, was noch nicht geht.

Wir wollen wirksam sein! Ist dies mit Nachhaltigkeit gleichzusetzen? Vielleicht ja: Der Einsatz muss mit dem Ergebnis im Einklang stehen! Im Gebauten referenziert die Nachhaltigkeit/Wirksamkeit u. a. auf die Gesamtenergiebilanz im Lebenszyklus eines Gebäudes. Ein hoch energieeffizientes Gebäude muss jedoch nicht in entsprechend hohem Maß nachhaltig sein. Oft stehen Einsatz und Ergebnis eben nicht im Einklang. Bei einer integralen Betrachtung der Nachhaltigkeit kommt es – neben einer guten Gestaltung – im Wesentlichen darauf an, die richtigen Werkstoffe am richtigen Ort und zum richtigen Zweck einzusetzen. Im Werkstoff, seiner Fortentwicklung und seinem Einsatz stecken die Innovationen der Architektur der Zukunft.

Die Transformation von architektonischen Belangen in gebaute Umwelt, die sich im Gegensatz zu zahlreichen Aspekten der Digitalisierung vor allem im Analogen wiederfindet, interessiert uns. Da sind wir „old school“!

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