Shotcrete 3D Printed vs. konventionell hergestellter Beton –
Vergleich des Dauerhaftigkeitsverhaltens

Im Gegensatz zum Bauwesen ist die 3D-Drucktechnologie in vielen Industrien bereits weit entwickelt. In jüngster Zeit nimmt aber auch die Forschungsintensität zur additiven Fertigung mit Beton im Bauwesen stark zu [1, 3]. Die Gründe für die Zunahme der Forschungsintensität liegen in dem hohen Potenzial der Automatisierung sowie den morphologischen Freiheiten bei der additiven Fertigung [2]. Neben dem Partikelbett-3D-Druck-Verfahren und der Betonextrusion zählen auch Spritzbetonverfahren, wie das an der TU Braunschweig entwickelte Shotcrete 3D Printing (SC3DP), zu den potenziell für den Betonbau im großen Maßstab geeigneten 3D-Druck Technologien [3, 4, 5, 6]. Für die zukünftige breite Anwendung in der Praxis ist eine weitere Standardisierung und Zulassung der additiven Fertigungsverfahren notwendig. Hierfür ist insbesondere ein tiefgreifenderes Verständnis der Dauerhaftigkeit der 3D-gedruckten Betonbauteile notwendig.
Allerdings liegen dazu bisher nur wenige Erkenntnisse vor.

In diesem Beitrag wird eine Quantifizierung der Dauerhaftigkeitseigenschaften mittels Karbonatisierungs- und Chlorideindringwiderständen vorgenommen. Die SC3DP-Proben werden hierfür unter Variation des Beschleunigeranteils von 0, 3 und 6 M.-% bezogen auf den Zement hergestellt. Die gewählten Dosierungen entsprechen den im SC3DP-Verfahren üblichen Zugabemengen, um einen schnellen vertikalen Baufortschritt zu realisieren. Die konventionellen Proben werden mit der gleichen Materialzusammensetzung wie die SC3DP-Proben hergestellt, allerdings ohne die Zugabe von Beschleunigern.

Die Ergebnisse zeigen, dass die Karbonatisierungs- und Chlorideindringwiderstände von SC3DP wie auch konventionell hergestellten Proben ohne Beschleuniger im ähnlichen Bereich liegen. Wird aber bei den SC3DP-Proben der Beschleunigeranteil erhöht, verringern sich die Dauerhaftigkeitswiderstände entsprechend. Die Erhöhung des Beschleunigeranteils geht außerdem mit einer Reduzierung der Dichte und somit mit einer höheren Porosität einher. Es ist davon auszugehen, dass die Porosität einen starken Einfluss auf die Dauerhaftigkeitseigenschaften ausübt, wie bereits andere Quellen aufgezeigt haben [7]. Für eine ausreichend gute Dauerhaftigkeit von SC3DP-Bauteilen sollte daher die Verwendung von hohen Beschleunigeranteilen begrenzt werden. Es ist zu erwarten, dass neben dem Beschleunigeranteil auch Prozessparameter wie beispielsweise Luftvolumenstrom und Düsenabstand einen Effekt auf die dauerhaftigkeitsrelevanten Eigenschaften von SC3DP-Bauteilen haben. Dieses Forschungsvorhaben wird durch den Deutschen Betonverein (DBV) gefördert.

Referenes / Literatur
[1] Buswell, R.A. et al.: 3D printing using concrete extrusion: A roadmap for research. In: Cement and Concrete Research 112, 2018
[2] Wu, P.; Wang, J.; Wang, X.: A critical review of the use of 3-D printing in the construction industry. In: Automation in Construction 68, 2016, 21-31
[3] Mechtcherine, V. et al.: Digitaler Betonbau durch additive Verfahren – Sachstand und Forschungsbedarf. Beton und Stahlbeton 116, 2021
[4] Buswell, R.A. et al.: A process classification framework for defining and describing Digital Fabrication with Concrete. In: Cement and Concrete Research 134, 2020
[5] Kloft, H. et al.: Influence of process parameters on the interlayer bond strength of concrete elements additive manufactured by Shotcrete 3D Printing (SC3DP). In: Cement and Concrete Research 134, 2020
[6] Dressler, I.; Freund, N.; Lowke, D.: The effect of Accelerator Dosage on Fresh Concrete Properties and on Interlayer Strength in Shotcrete 3D Printing. In: Materials 13, No. 2, 2020
[7] Van Der Putten, J.: Mechanical properties and durability of 3D printed cementitious materials. Universität Gent, Dissertation, 2021
x

Thematisch passende Artikel:

Ausgabe 02/2019 3D-Drucken von bewehrten Betonbauteilen

Shotcrete 3D Printing (SC3DP)

Mit der additiven Fertigung (AF) steht eine Technologie bereit, die das Potenzial hat, die Herstellung von Betonbauteilen grundlegend neu zu denken. Traditionell wird Beton in Schalungskörper...

mehr
Ausgabe 02/2020 3D-Druck

Additive Fertigung von 1:1 Stahlbetonbauteilen mit nachträglich bearbeiteten Oberflächen

Die additive Fertigung (3D-Druck) kann eine auf die individuellen Bedürfnisse des Bauwesens zugeschnittene automatisierte Fertigungstechnologie werden. Das grundlegende Prinzip der additiven...

mehr
Ausgabe 02/2021

Dauerhaftigkeit – Potenzial additiver Fertigung und Performance im Vergleich zu konventioneller Fertigung

Der Beton-3D-Druck stellt eine digitale Fertigungstechnologie dar, die der Bauindustrie zukünftig grundlegend neue Gestaltungsfreiheiten bietet. Alle 3D-Druck-Technologien führen im Unterschied zur...

mehr
Ausgabe 03/2020

Additive Fertigung im Betonbau – aktuelle Entwicklungen und Herausforderungen

Die Anwendung der additiven Fertigungsverfahren im Betonbau hat das Potenzial, die Standardtechnologien für die Herstellung von Betonbauteilen radikal zu verändern und der Betonbauweise erhebliche...

mehr
Ausgabe 02/2020 Prüfung und Analyse des Tragverhaltens

3D-gedruckte Stahlbetonbauteile

Die additive Fertigung (AF) bzw. der 3D-Druck mit Beton stellt für das Bauwesen eine äußerst innovative und zukunftsweisende Fertigungstechnologie dar. Zum einen wird durch die Verknüpfung mit...

mehr