Rotho

ProCure für gesteigerte Qualität in der Nachbehandlung

„Klostermann sind die Besten“, so lautete die spontane Reaktion eines englischen Betriebsleiters, der die Gelegenheit hatte, sich die Produktionsstätte im münsterländischen Coesfeld anzusehen. In der Tat kommt der gute Ruf von Klostermann nicht von ungefähr, entsprechen die dort produzierten Betonsteine doch höchsten ästhetischen und technischen Ansprüchen. Daher entschied sich Klostermann für die ProCure-Nachbehandlungstechnik von Rotho, um deren Ansprüchen weiter gerecht zu werden - und sogar noch etwas zu steigern.

Im Hauptwerk von Klostermann in Coesfeld wird mit zwei Linien produziert. Während eine Linie nur für hochwertige Betonwerksteine verwendet wird, werden mit der anderen Linie anspruchsvolle veredelte Betonpflastersteine durch Strahlen und Schleifen hergestellt. Unter anderem werden hier die Oberflächen hergestellt, für die Klostermann im Markt einen hohen Bekanntheitsgrad genießt.

Gleichbleibende Produktqualität

Um die Veredlungsanlagen dieser Linie für einen 3-Schichtbetrieb mit ausreichend Betonsteinen zu versorgen, wurde vor einigen Jahren in der Nachbehandlung etwas unübliches gemacht. Innerhalb der Großraumkammer mit einem Härteregal mit 19 Gängen und First-in / First-out Betrieb wurden sechs Gänge in Einzelkammern umgerüstet und mit Rolltoren versehen. In diesen Kammern wurden die Produkte mittels einer Vapor-Anlage bei einer Temperatur von 42°C in etwa 14 h erhärtet. In dieser Konstellation kam es immer wieder zu Engpässen an der Veredlungsanlage.

Aus diesem Grund hat sich Klostermann entschieden, das gesamte Kammersystem zu beheizen und Rotho beauftragt, ein entsprechendes Konzept zu erarbeiten.

Anstatt von nur 6 Kammern wird nun das gesamte Großkammersystem mit einem Umluftsystem ausgerüstet. Zudem sollte das neue ProCure System zur Beheizung und Befeuchtung der Härtekammern sicherstellen, dass über das ganze Jahr gleichbleibende Härtebedingungen und damit auch eine gleichbleibende Qualität und Farbgebung in der Nachbehandlung erzielt werden.

Erweiterte Produktionsmöglichkeiten

Hauptgedanke dieser Lösung war, dass somit alle Produkte von der kontrollierten Nachbehandlung profitieren würden. Als Folge steht die gesamte Kapazität des Härteregals für die Beschickung der Veredlungslinie zur Verfügung und nicht nur 6 separate Kammern. In der Konsequenz kann die Erhärtung bei deutlich geringeren Temperaturen vollzogen werden, was nicht nur ökologisch sinnvoll ist sondern auch deutlich Kosten spart.

Zunächst bestand seitens Klostermann Skepsis, ob eine Erhärtung in 14 h auch bei niedrigeren Temperaturen möglich ist. Bei einer Großraumkammer verweilen jedoch die Produkte innerhalb kürzester Zeit im warmfeuchten Klima, während bei einer Kammervariante die Kammern erst beladen und dann noch aufgeheizt werden müssen. Das kostet Zeit und Energie, die bei einer Großraumkammervariante eingespart werden.

Die anfänglichen Bedenken schlugen schnell in Begeisterung um, nachdem Versuche in der mobilen Testanlage von Rotho durchgeführt wurden. Nach drei Testdurchläufen war klar, dass die gewünschte Frühfestigkeit nach 14 h unter Bedingungen einer Großraumkammer auch bei niedrigeren Temperaturen zwischen 35 und 38°C erreicht werden konnte. Aufgrund dieser Ergebnisse entschied sich Klostermann für das Rotho Betonerhärtungssystem ProCure.

Betonerhärtungssystem ProCure für Klostermann

Die mobile Testanlage von Rotho erlaubt Härteversuche in Klimabereichen zwischen 20 und 80°C und relativen Feuchten von bis zu 100 %. Entscheidend dabei ist, dass Versuche vor Ort mit der originalen Betonmischung und aktuellen Einstellungen des Steinfertigers durchgeführt werden können. Die Ergebnisse der resultierenden Steinfestigkeiten sind somit direkt in die Praxis übertragbar.

Für eine gleichbleibende Qualität der Betonprodukte in der Nachbehandlung ist die Güte des Umluftsystems ausschlaggebend. Das Umluftsystem entscheidet letztendlich darüber, ob ein ausgeglichenes Klima am Produkt herrscht und wie gut Wärme und Feuchte in die Härtekammer eingebracht und verteilt werden. Das Umluftsystem bei Klostermann belüftet das Härteregal quer zu den Kammern, um dem First-in / First-out Betrieb gerecht zu werden. Sechs Axialventilatoren wurden hierzu in etwa der Mitte der 19 Regalgänge einbaut, um den erforderlichen Luftwechselfaktor, bezogen ausschließlich auf das Volumen des Härteregals, zu erzielen.

Klimaüberwachung mittels Leitsystem RothoControl

Über drei feuchtegesteuerte Abluftventilatoren wird in Ergänzung der Umluftanlage erreicht, dass die relative Feuchte in dem in drei Zonen unterteilten Härteregal einen Sollwert von beispielsweise 90% nicht übersteigt. Zusätzlich sorgen Deckenventilatoren in den Absetzwagenbereichen für eine gute Luftzirkulation. Die Montage während der Abstellphase im Winter verlief zügig und reibungslos. Innerhalb kürzester Zeit wurden die sechs Kammern inklusive der Schienen demontiert und durch neue Regalgänge ersetzt. Parallel wurden die Rohrleitungen und Ventilatoren sowie die Beheizungs- und Befeuchtungsstation installiert. Schon vor dem geplanten Inbetriebnahmetermin Anfang Februar 2017 stand die Anlage funktionsbereit zur Verfügung.

Die Überwachung der Anlage erfolgt mit dem von Rotho entwickeltem Leitsystem RothoControl. Das PC-basierte System ermöglicht einen optimalen Überblick der Anlage. Alle Zustände der ProCure-Anlage – wie Warmlufterzeuger, Befeuchter, Ventilatoren sowie alle Temperaturen – sind im Übersichtsbild dargestellt. Des weiteren wird der Verlauf des Härteklimas über insgesamt 6 Feuchte-/Temperatursensoren dargestellt. Gewählt werden können Darstellungszeiträume zwischen einem Tag und einem Jahr. Die ermittelten Werte werden real, ungeglättet und als Einzelwerte angezeigt. Eine ungenaue Mittelwertanzeige sucht man vergebens. Ebenso kann das Härteklima in einem Programmeditor für jeden der sieben Wochentage festgelegt werden. So ist es beispielsweise möglich, am Sonntag die Feuchtigkeit abzusenken, um Kosten zu sparen.

Härtetest ProCure System

Die Summe der verfahrens- und steuerungstechnischen Regelmöglichkeiten der Rotho Umluft- und ProCure Anlage zeigte nach Abschluss der Inbetriebnahme deutliche Effekte. Farbunterschiede und Primärausblühungen sind auf ein Minimum reduziert. Durch das kontrollierbare Härteklima wird der Anspruch an eine gleichbleibende Produktqualität auf der Nachbehandlungsseite erfüllt.

Was die ProCure Anlage zu leisten vermag, zeigte sich auch während eines Besuchstermins mit russischen Kunden. Am Brettauslauf der Kammer stellte Jürgen Fraune, Betriebsmeister der Betonsteinfertigung, einen 16 cm dicken und über 50 kg schweren Betonstein auf die Seite und ließ ihn wieder umkippen. Wuchtig krachend fiel der Betonstein wieder aufs Unterlagsbrett zurück und blieb dabei nach nur 12h Härtezeit vollkommen unbeschädigt. Die Besucher waren sichtlich beeindruckt. Viele Besichtigungen bei der Firma Klostermann haben bereits zu weiteren Bestellungen von ProCure Anlagen geführt.

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Robert Thomas

Metall- und Elektrowerke GmbH & Co. KG

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