Materialentwicklung

Kanalhauben aus Carbonbeton

Die Anwendungsmöglichkeiten für Carbonbeton liegen in den Bauteilgruppen Fassaden, Wände, Stützen, Unterzüge, Decken, Modulbauten und in der Instandsetzung und Verstärkung bestehender baulicher Anlagen. Die Fertigteilbauweise scheint prädestiniert zur Herstellung von Carbonbetonbauteilen zu sein und wird aktuell vorrangig angewendet. Ein Grund dafür ist, dass in Fertigteilwerken gleichbleibend optimale Rahmenbedingungen vorliegen, so dass die Herstellung filigranerer Bauteile mit geringerem Aufwand zu realisieren ist als in der Ortbetonbauweise. Neben den Kriterien Ressourceneffizienz, Herstellungsbedingungen und Arbeitsschutz ist im Vergleich die Wirtschaftlichkeit ein wichtiges Kriterium. Für den wirtschaftlichen Einsatz von Carbonbeton anstelle von Stahlbeton eignen sich insbesondere Einsatzgebiete, in denen hohe Expositionsanforderungen vorherrschen.

Für den Transport von Fernwärme werden u. a. kanalverlegte Rohrleitungen eingesetzt. Diese Fernwärmeleitungen werden entlang der Trasse mit Kanalhauben aus Stahlbetonfertigteilen abgedeckt und bieten den Vorteil der Wartungsfähigkeit. Durch den dauerhaften Kontakt mit dem Erdreich sind die bisherigen Kanalhauben korrosionsgefährdet. Neben oberirdischen Nutzungsänderungen stellt daher vor allem die Korrosion der Stahlbewehrung ein Hauptproblem dar. Im Havariefall können für den Betreiber hohe Kosten durch die Störung und erforderliche Sanierung der Infrastruktur entstehen. Deshalb werden bestehende Kanalhauben vorsorglich durch neue Stahlbetonhauben ersetzt. Bei diesen sehr massiven Kanalhauben besteht jedoch das Grundproblem der Korrosion weiterhin. In einer Machbarkeitsstudie wurde die bestehende Bauweise für Kanalhauben auf das Einsatzpotenzial für Carbonbeton untersucht. Mit der entwickelten Carbonbeton-Kanalhaube konnten ca. 50 % der Bauteilmasse bei gleicher statischer Tragwirkung eingespart werden. In einem Wirtschaftlichkeitsvergleich wurde zudem die monetäre Vorteilhaftigkeit der Carbonbetonbauweise nachgewiesen.

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