ELBE DECKEN

Interview: „Die Zukunft des Bauens ist seriell“

Elbe Decken feierte im Juni sein 25-jähriges Firmenjubiläum (siehe vorheriger Beitrag). Einen Ausblick in Zukunft und Vergangenheit geben der Betriebsleiter, Dipl.-Ing. Lars Klötzer, und der ehemalige Vertriebschef, Dipl.-Kfm. Peter Kirchner, im Gespräch mit der BFT-Chefredaktion über neue und alte Entwicklungen.

BFT International: Sie haben beide das Unternehmen in verschiedenen Phasen erlebt. Herr Klötzer, wo steht Elbe heute – und wo wird es aus Ihrer Sicht hingehen mit dem Spannbetondecken-Markt?

L. Klötzer: Elbe Decken ist als mittelständisches Unternehmen mit 20 Fertigungsbahnen und rund 40.000 m² Lagerflächen das größte Produktionswerk für Spannbetondecken in Europa. Wir produzieren heute rund 300.000 m² Spannbetondecken pro Jahr und beliefern seit Mitte der 2000er Jahre auch in angrenzende Staaten. Ohne unsere engagierten Mitarbeiter, die stetig an der Optimierung von Qualität, Kundenservice und Produkten arbeiten, wäre das nicht möglich gewesen. Ich selbst bin Ende 2018 hinzugekommen und werde Elbe weiter in die Zukunft führen. Da Spannbetondecken eine Form des seriellen Bauens sind und sich die Branche zunehmend in Richtung industrielles und digitalisiertes Planen & Bauen verändert, befinden wir uns, denke ich, am Anfang einer neuen Phase.

BFT International: Inwiefern bzw. was heißt das konkret für die Spannbetondecken?

L. Klötzer: Wie bereits im Jubiläumsbeitrag geschildert, ist Deutschland dafür noch immer ein Nischenmarkt. In anderen Ländern werden bis zu 70 % der Bauvorhaben mit Spannbetondecken realisiert, aber exakt in diese Nische kommt zunehmend Dynamik. Nicht nur Industriebauten, auch hochwertige Wohnhäuser werden inzwischen seriell und modular errichtet. Im seriellen Elementbau, einer zentralen Form des modularen Bauens, eignen sich Spannbetondecken bestens als Basiskonstruktion. Diese Bauweise repräsentieren im GdW-Rahmenvertrag zum Beispiel Züblin oder Goldbeck, mit denen wir häufiger zusammenarbeiten. Unsere Decken sind darüber hinaus natürlich bei jeglicher Art Hochbauprojekt einsetzbar. Ein anderer Aspekt ist das Building Information Modeling, BIM, das dem seriellen Bauen sehr entgegen kommt.

Ich gehe davon aus, dass sich der Markt für Spannbeton-Hohlkörperdecken in den nächsten Jahren deutlich vergrößern wird. So wird zukünftig auch in der Bauwirtschaft die energie- und ressourcenschonende Bauweise eine immer größere werdende Rolle spielen, ebenso wie die CO2-Emmissionen.

BFT International: Herr Kirchner, Sie waren über viele Jahre Vertriebsleiter von Elbe Decken. Wie hat alles angefangen?

P. Kirchner: Die Anfänge liegen noch vor meiner Zeit, ungefähr 1994: Unser Firmenchef, der Bauunternehmer Ewald Endris und Inhaber der Deisen-Gruppe aus Koblenz, hat damals nach Ostdeutschland expandiert. Nach dem Mauerfall gab es gerade im Baubereich einen enormen Bedarf. Hier schloss sich Herr Endris mit einem Spannbetondeckenhersteller aus Belgien zusammen, der ebenfalls im östlichen Teil der Republik einen neuen Standort aufbauen wollte. Der Partner ist allerdings ausgeschieden. Seitdem gehört Elbe Decken zu 100 % der Endris-Gruppe und hat sich schon sehr bald danach zu einem der Marktführer im Bereich Spannbetondecken entwickelt.

BFT International: Der Standort auf dem Gelände eines stillgelegten Kohlekraftwerks ist recht beeindruckend?!

P. Kirchner: Ja, das war das Kraftwerk Vockerode; unser Industriestandort hat Geschichte. Als der Betrieb 1996 startete, gab es auf unserer Seite neben der Produktionshalle 1 nur ein paar Baucontainer. Darin waren, bis der Bürobau noch im selben Jahr fertig wurde, die Planungsabteilung und die Verwaltung untergebracht. Kurze Zeit später entstand neben der ersten Halle auch schon das Elbe-Werk 2.

BFT International: Was war für Sie das beeindruckendste Projekt?

P. Kirchner: Das war 2008 ein Einkaufszentrum in Krakau mit 145.000 m² Spannbetondecken. Ein schwieriges Riesenvorhaben, aber das Projekt war ein voller Erfolg – für uns und für den Kunden.
Die Elbe-Klimadecken für das Exhibition-Center von Audi in Berlin-Adlershof fällt mir dazu noch ein und die hochwertigen, modernen Bürogebäude, die wir damit realisiert haben. Es ist immer toll, das eigene Produkt über die gekühlte Raumluft erleben zu können.

L. Klötzer: Für mich ist es die Papierfabrik in Spremberg mit immerhin 31.500 m² BGF und einer Deckenfläche von 21.000 m², vor kurzem erfolgreich fertiggestellt.

BFT International: Welche Neuentwicklungen hat Elbe Decken herausgebracht?

P. Kirchner: Etwa gleichzeitig mit der zunehmenden Ausrichtung auf größere Bauvorhaben sind wir verstärkt in die Entwicklung eingestiegen und haben einen jungen Top-Statiker eingestellt, unseren Herrn Münzberg, der leider 2020 verstorben ist. Er war ein genialer Statiker und hat 2005 als erstes unsere Massivdecke entwickelt, daraus später die 50er Jumbodecke – für extreme Lasten und Spannweiten bis zu 18 m – und zuletzt die 40-KM-Decke für schlanke Profile bei hoher Tragkraft. Für unsere eigenen Produkte entwickelt unsere Distribution dann außerdem noch die passenden Hebemittel, um eine perfekte Anwendung auf der Baustelle sicherzustellen.

BFT International: Welche Herausforderungen sind künftig zu meistern?

L. Klötzer: Für die Zukunft steht an, dass wir die Digitalisierung sämtlicher Abläufe vorantreiben und die Produkteigenschaften unserer Spannbetondecken weiterentwickeln. Auch den Kundenservice werden wir stetig ausbauen und durch neue digitale Angebote verbessern, unsere Online-Bemessung war hier ein wichtiger Schritt. Und unser neuer Newsletter, den wir 2020 gestartet haben, wird über Neuheiten und allgemeine Fachthemen informieren. Interessierte können sich hierfür gerne anmelden!

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