OTTO QUAST/STRASSEN NRW

Erste Autobahnbrücke in Vollfertigteilbauweise in NRW

Nach einer rekordverdächtig kurzen Bauzeit von nur 100 Tagen konnte Ende Juli der Brückenneubau Hammacher Straße in Hagen über die Autobahn 46 in Betrieb genommen werden. Der Neubau ist der erste Ersatzneubau einer Autobahnbrücke in Nordrhein-Westfalen, der in Vollfertigteilbauweise erstellt wurde – die Träger bestehen aus Stahl und alle übrigen Teile, wie Widerlager, Fahrbahnplatten und Brückenkappen, sind Betonfertigteile.

Der Neubau ersetzt eine Ortbetonbrücke, die die A 46 bisher an derselben Stelle überspannte. Die bereits 50 Jahre alte Brücke wies Defizite in der Tragfähigkeit auf und musste abgebrochen werden.

Möglichst kurze Bauzeit

Das Konzept für den Neubau stammt von der Sweco GmbH mit Sitz in Bremen und ist der Siegerbeitrag eines Ideenwettbewerbs aus dem Jahr 2016, der von Straßen.NRW ausgeschrieben wurde, dem für Planung, Bau und Betrieb aller Autobahnen, Bundes- und Landesstraßen zuständigen Landesbetrieb in Nordrhein-Westfalen. Gefragt waren bei dem Ideenwettbewerb neue Konzepte für den Brückenbau in Spannbeton-, Stahl- oder Verbundbauweise oder auch mit neuen Werkstoffen und Techniken. Die Konzepte sollten sich vor allem auszeichnen durch eine möglichst kurze Bauzeit vor Ort und eine möglichst geringe Beeinträchtigung des Verkehrs durch die Baustelle.

Zur Jury gehörten Vertreter des Bundes- und Landesverkehrsministeriums, der Ingenieurkammer Bau NRW, von Straßen.NRW und von der Stadt Hagen. Prof. Dr.-Ing. Josef Hegger von der RWTH Aachen war als Sachverständiger in den Auswahlprozess eingebunden.

Rund 180 Betonfertigteile

Die Betonfertigteile für den Ersatzneubau stellte Otto Quast im Werk Freudenberg her, knapp 80 km oder 1 h Autofahrt südöstlich von der Baustelle in Hagen gelegen. Insgesamt fertigten die Werksmitarbeiter 68 große und 110 kleinere Fertigteile. Die größten Fertigteile, die Überbaulängsträger, kommen auf eine Länge von 40 m und haben ein Gewicht von rund 30 t; die schwersten Fertigteile, die Widerlager bzw. Fundamente, haben ein Gewicht von bis zu 57 t.

Gebaut wurde die Brücke von der Heitkamp Unternehmensgruppe mit Sitz in Herne. Die Bauzeit betrug, wie oben gesagt, rund 100 Tage oder 3,5 Monate. In dieser Zeit musste die Autobahn 46 lediglich zweimal jeweils Samstag- und Sonntagnacht voll gesperrt werden – das war einmal notwendig, um die alte Brücke abzureißen, und ein zweites Mal, um die Stahlträger der neuen Brücke einzubringen. Für die Verlegung der Fahrbahnplatten und der Brückenkappen wurde der Verkehr viermal nachts lediglich halbseitig, also in eine Fahrtrichtung, voll gesperrt.

Betonfertigteile als vorteilhafte Alternative

Straßen.NRW ist in Nordrhein-Westfalen für die Überwachung von rund 10.000 Brücken zuständig. Ein Großteil davon wurde in den 1960er und 1970er Jahren gebaut. Im Jahr 2016 waren nach eigenen Angaben mehr als 90 % davon in einem guten Zustand. Rund 800 Brücken allerdings waren im Fokus genauerer Beobachtung. Das Alter und vor allem die wachsende Belastung durch immer mehr und immer schwerere Lkw macht den Brücken zu schaffen.

Viele Brücken müssen mittelfristig durch Neubauten ersetzt werden. Betonfertigteile haben sich dafür als vorteilhafte Alternative zu den herkömmlichen Ortbetonbauten empfohlen.

Text: Christian Jahn, M. A.

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