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ConTech 2015: Lückenschluss (Video)

Die Messe und Konferenz ConTech 2015 spiegelte die tatsächliche Lage auf dem Markt der privatwirtschaftlichen Beton- und Fertigteilhersteller in Russland im zurückliegenden Jahr wohl realistischer wider als irgendeine andere bekannte Branchenveranstaltung in Moskau und St. Petersburg. Diesen Eindruck teilten gleich mehrere Aussteller mit der BFT-Redaktion. Grund: In der angespannten wirtschaftlichen Situation, in der Investitionen für die mehrheitlich mittelgroßen privaten Werke in Russland nur in einem sehr eng umgrenzten Ausmaß möglich sind, suchten die Einkäufer vor allem Zulieferprodukte aus dem mittleren Preissegment. Die fanden sie in großer Zahl an den rund 150 Ständen von Ausstellern aus rund 15 Ländern in Messehalle 7 des Ausstellungskomplexes Expozentr, direkt am Fluss Moskva, im Herzen der russischen Hauptstadt Moskau.

Neben den Ausstellern des mittleren Preissegments waren aber natürlich auch einige Hersteller vertreten, die sonst dem hochpreisigen Segment zugerechnet werden. Darunter die Top Werk-Gruppe am eigenen Stand, die nicht zuletzt dank der eigenen Produktion im russischen Tula konkurrenzfähig produzieren und verkaufen kann, oder Weckenmann, Schlüsselbauer, Hydronix und Ludwig, die alle von ihren russischen Exklusiv-Händlern vertreten wurden. Die Erfahrung aus den Wirtschaftskrisen der letzten Jahre zeigt, dass es sich lohnt, einen Fuß in der Tür zu behalten und den großen russischen Markt nicht voreilig zu verlassen.

Wenn die angespannte wirtschaftliche Lage auch die Investitionsfreudigkeit dämpft, dem Interesse der russischen Branchenfachleute tut sie keinen Abbruch. An allen drei Ausstellungstagen der ConTech, vom 01. bis 03. Dezember, war der Besucherandrang groß – ob an den Ständen der Maschinenhersteller, darunter Eirich, Nordimpianti, Polarmatic, Meka, Euromecc, MBK, Elkon, Marcantonini, Top Werk, Hawkeye Pedershaab, BHS Sonthofen, WAM oder Doubrava; oder an den Ständen der anderen Zulieferer, darunter Rettenmaier, Omya, Bianchi Casseforme oder Testing Bluhm & Feuerherdt.

 

Italien und Türkei

Ein Haupttrend der Messe und des Markts für Ausrüster der russischen Betonfertigteilwerke hat seine Ursache in einer aktuellen politischen Auseinandersetzung: Nach dem Abschuss eines russischen Kampfflugzeugs durch die Türkei wuchs in der Bevölkerung in Russland die Ablehnung gegen das Land am Bosporus. Die russische Regierung verbot die Einfuhr verschiedener Produkte aus der Türkei nach Russland. Türkische Maschinen für die Betonfertigteilindustrie stehen noch nicht auf dieser „schwarzen Liste“ – ihre Hersteller waren zahlreich auf der Messe ConTech vertreten. Dass das in Folge der politischen Krise aber nicht so bleibt, darauf hoffen einige italienische Maschinenhersteller ganz unverhohlen. „Was die Anzahl der Anlagen für die Betonfertigteilherstellung in Russland betrifft, so besetzen die Türken derzeit noch unangefochten die Spitzenposition“, sagte der Vertriebsmitarbeiter eines Herstellers im Gespräch mit der BFT-Redaktion. „Laut unserer Marktforschung halten die türkischen Maschinenhersteller 80 % des russischen Markts. Wir Westeuropäer müssen uns bisher mit den verbleibenden 20 % begnügen.“ Wenn zwei sich streiten, dann freut sich in der Regel ein Dritter. Die Lücke, die die Türken möglicherweise hinterlassen müssen, wird dann also voraussichtlich wieder schnell geschlossen – so hofften zumindest die italienischen Aussteller auf der Messe ConTech.

 

Made in Russia

Zweiter Trend auf dem russischen Markt: Die Russen kommen. Anzeichen für stärkeres Angebot an und stärkere Nachfrage nach Zuliefer-Produkten der Marke „Made in Russia“ gab es bereits im Sommer 2015 auf der Messe CTT; einige Hersteller von Formen und Schalungen waren die Vorboten. Auf der Messe ConTech fielen jetzt auch Stände von Herstellern von Mischern, Kübelbahnen, Silos oder Bodenfertigern für die Betonstein-Produktion auf, unter anderem von CGM oder Tensotechservis. Letztere Firma bietet in Kooperation mit verschiedenen west- und osteuropäischen Herstellern die komplette Ausrüstung von Werken für die Produktion von konstruktiven Fertigteilen an, inklusive der selbst entwickelten Steuerungssoftware.

Kommentar des Technikers eines führenden westeuropäischen Anlagenbauers: „Es stimmt. Derzeit wird von den Herstellern in Russland viel westliche Technik kopiert.“ Zwar seien die Maschinen technisch nicht so ausgereift wie ihre europäischen oder US-amerikanischen Vorbilder und vielleicht fehle ihrem Marktauftritt ein wenig die Eleganz. Aber das sei auch nicht nötig. Für anspruchsvolle Technik würde dann auch wieder hochqualifiziertes Personal gebraucht, das es oftmals im Umkreis des Werks nicht gebe. Der Markt befinde sich in Russland auf einem Niveau, dem die russischen Hersteller mit ihren noch verhältnismäßig einfachen Anlagen durchaus genügten.

Dieser Trend zu „Made in Russia“ könnte sich noch verstärken, sollte die russische Regierung irgendwann auch von den Maschinenherstellern verlangen, einen größeren Anteil an Zulieferteilen aus Russland zu verbauen. Bisher setzte die Regierung solche Vorgaben unter anderem in der Fahrzeugindustrie durch – laut dem Russland-Geschäftsführer des deutschen Herstellers von Silofahrzeugen Feldbinder Spezialfahrzeugwerke mit Sitz in Winsen gibt es aktuelle Bestrebungen, den Anteil an Zulieferteilen im Fahrzeugbereich auf bis zu 80 % zu steigern.

Text: Christian Jahn, M. A.

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