INTERMAT/WORLD OF CONCRETE EUROPE

Tolle Messe leidet unter Streik

„Der Streik bringt einmal wieder alles durcheinander”, kommentierte ein französischer Unternehmer das hektische Gedränge am Bahnhof Paris Gare du Nord. An diesem Verkehrsknotenpunkt musste der Mann in den Vorortszug umsteigen, genauso wie der BFT-Redakteur und viele andere, die die Messe Intermat/World of Concrete Europe in der Zeit zwischen dem 23. und 28. April 2018 besuchen wollten.

Die Klage über den Streik der Mitarbeiter der französischen Eisenbahngesellschaft SNCF gegen die Reform des Staatsbetriebs und den zeitgleichen Streik der Mitarbeiter der französischen Fluggesellschaft Air France für höhere Löhne wiederholten später, in Messehalle 6, wo im Rahmen der Messe Intermat die Sonderausstellung World of Concrete Europe untergebracht war, viele Vertreter von ausstellenden Unternehmen; allerdings äußerten sie auch die Hoffnung, dass der Besucherzulauf in der zweiten Wochenhälfte zunehmen könnte.

Laut der Abschluss-Pressemitteilung von Messeveranstalter Comexposium kamen insgesamt 173.300 Besucher aus 160 Ländern auf das Messegelände im Norden der französischen Hauptstadt. Leider, so scheint es, ging dieser Besucherstrom zu einem großen Teil an der Messehalle 6 vorbei. Laut mehreren, von BFT International auch im Nachgang befragten Ausstellern änderte sich das auch in der zweiten Wochenhälfte nicht.

Hervorragende Organisation

Das ist besonders bedauerlich, weil die Organisation der Intermat hervorragend war. Rund 1.400 Aussteller aus aller Welt zeigten ihre Produkte und Dienstleistungen in den fünf Messehallen und auf dem Außengelände; darunter mehr als 200 Aussteller aus dem Bereich Beton- und Betonfertigteil-Produktion, die in Messehalle 6 unter dem Dach der Sonderausstellung World of Concrete Europe konzentriert waren.

Der Veranstalter stellte die Messe zudem unter das Motto „Innovationen“. Es sollte in allen Messebereichen als Leitmotiv sichtbar und erlebbar sein – angefangen bei den fünf Ausstellungsbereichen „Erd- und Abbrucharbeiten“, „Straßenarbeiten“, „Grundstoffindustrie und Fundamente“, „Hochbau und Betonindustrie“ sowie „Heben, Fördern und Transportieren“ bis hin zum Vortrags- und Workshop-Programm. Auf reges Interesse stießen außerdem die Themenparks „Start-up“, „Building Smart“ und „Abbruch und Recycling“, Inseln mit kleinen Aussteller-Theken und einer Vortragsfläche, wo sich Unternehmen präsentieren und in unmittelbare Kommunikation mit den Besuchern treten konnten.

Kundendatenbank und Virtual Reality

Auch die Stände der Aussteller im Bereich „World of Concrete Europe“ hatten einiges zu bieten. Der französische Hersteller von Maschinen und Anlagen für die Betonwarenproduktion Quadra präsentierte unter anderem zwei Service-Neuheiten: Eine neue Datenbank steht in Zukunft allen Quadra-Kunden zur Verfügung. In einem persönlichen, geschützten Bereich der Datenbank können sie sämtliche Dokumente hinterlegen, die zu einer Quadra-Maschine oder -Anlage gehören und deren Zustand dokumentieren; es können sowohl Text- als auch Bilddokumente hinterlegt werden. Die Datenbank kann an beliebigem Ort mit dem stationären Computer oder mit mobilen Geräten aufgerufen und gepflegt werden; sie wird Kunden und Quadra-Kundendienst bei Betrieb, Fehlersuche und Wartung unterstützen.

Die zweite Neuheit konnte der Besucher am Messestand selbst ausprobieren: In einem rund 2 m2 großen, abgetrennten und abgedunkelten Bereich warf ein Projektor die Simulation einer Quadra-Umlaufanlage an die Wand, die der Besucher mit einer Virtual Reality-Brille in 3D und bester Qualität erkunden konnte. „Die Simulation nutzen wir schon heute bei Präsentationen. Kunden oder potentielle Neukunden erhalten so einen überzeugenden Eindruck davon, wie ihre Anlage später einmal aussehen kann“, sagte Yannick Ancrenaz, Geschäftsführer und Inhaber von Quadra, im Gespräch mit BFT International.

3D-Betondruck

Innovativ präsentierte sich auch die Firma BSC (Beton Stone Consulting), die in Frankreich unter anderem die Firmen Kniele, Würschum, Incite AB, WMW Industrieanlagen, Eco Frog, Kobato, Mantis ULV, Solidian, Via Domo und WKB Systems repräsentiert. Alle genannten Marken waren am großen BSC-Gemeinschaftsstand vertreten, der unter dem Motto 3D-Betondruck dekoriert war.

„Unser 3D-Druckverfahren hat viele Vorteile“, erklärte Philippe Roux, Gründer und Inhaber des französischen Start up-Unternehmens XtreeE, das den BSC-Gemeinschaftsstand mit den Ausstellungsstücken ausstattete. „Im Vergleich mit herkömmlichen Produktionsverfahren können bis zu 70 % Material eingespart werden, was zugleich eine Verminderung des CO2-Fußabdrucks bedeutet. Mit dem Verfahren kann man sehr schnell und sicher bauen. Und es gibt große Gestaltungsfreiheit und zugleich die Möglichkeit, Strukturen effizient zu gestalten.“

Mit dem Verfahren und der zugehörigen Anlagentechnik, die das Start up gemeinsam mit Lafarge Holcim, ABB, Vinci Construction und drei weiteren Partnern entwickelte beziehungsweise zusammenstellte, können auch Betonfertigteile mit tragender, konstruktiver Funktion hergestellt werden. Neben den im 3D-Verfahren erstellten Betonfertigteilen waren denn auch Mischer und Anlagentechnik sowie weitere Zulieferprodukte der am Stand vertretenen Unternehmen ausgestellt, die zum Teil auch für die Produktion der 3D-Fertigteile benutzt werden können.

Text: Christian Jahn, M. A.

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